Kulturpolitik: Ungarische Verhältnisse
Man kann nicht behaupten, dass sich in den letzten fünf Jahren in Ungarn nichts verändert hätte: Während es 2011 für die Berufung György Dörners, bekannt für seine Nähe zur Jobbik-Patei und seine extremistische Haltung, noch einer Drohgebärde der lokalen Regierung und eines administrativen Tricks bedurfte (die Evaluation und Empfehlung des professionellen Beirats, der die Wahl vorbereitete, wurde außer Acht gelassen), ist seine Wiederwahl als Künstlerischer Direktor des Neuen Theaters Budapest in diesem Herbst nahezu einstimmig vom Beirat bestätigt worden: mit 5 von 7 Stimmen.
Was man 2011 noch für einen Unfall halten konnte, sieht jetzt wie ein bewusstes Programm aus.
2011 folgte auf seine Berufung ein Riesenskandal, und diesmal waren die Erwartungen hoch: Es gab zehn Bewerber für den Posten. Nach diesem Skandal schien für viele eine Wiederberufung ausgeschlossen. Und es gab sogar einen neuen politischen Liebling unter den Bewerbern, eine Schauspielerin, die häufig die Rolle der Gastgeberin bei den Festen und Parties der Lokalregierung übernimmt. Die Ausschreibung der Stadt suchte allerdings nach einem Künstler, der klassisches und modernes ungarisches Schauspiel im Fokus hat; ...
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Theater heute Oktober 2016
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Andrea Tompa
Mit einem Dräuen hebt es an; eine Tür knarrt, eine Fliege surrt, dann bebt ein Signal, wie aus einem Nebelhorn in die Luft gebohrt. Die Töne kommen aus den unteren Stockwerken des Hauses, aus denen die dreiköpfige Bürgerfamilie samt Dienstmädchen Cruche gerade geflohen ist und weiter fliehen wird. Immer höher hinauf, bis ins Dachgeschoss, wo der Platz eng wird....
Wie ihr Name bereits nahelegt, sind die Wunderlichs eine Familie mit betont hohem Unterhaltungsfaktor. Mutter Liliane (Hannelore Elsner) leistet sich eine ausgereifte Altershypochondrie und traktiert ihre Tochter Mimi (Katharina Schüttler) mit melodramatischen Tumordiagnosen. Dagegen wirkt das Krankheitsbild von Mimis Vater Walter (Peter Simonischek) geradezu...
Barbara Burckhardt Wir sitzen hier zu viert, zwei Autoren, eine Dramaturgin, ein Regisseur: Das ist die Kernzelle des Writers’ Room, der gerade am Essener Schauspiel nach Shakespeares «Othello» «Das Prinzip Jago» entwickelt. Ulf Schmidt, Sie haben schon vor zweieinhalb Jahren auf der Konferenz der Dramaturgischen Gesellschaft die Idee eines Writers’ Room zur...