
Foto: Tommy Hetzel
Köln: Heimatbilder
Wer noch irgendwelche Illusionen mit dem Begriff Heimat verbindet, dem wird von Doktor Ibrahim Amir, approbierter Wiener Mediziner, kurdischer Syrer aus Aleppo, ehemaliger Schauspielschüler und seit einigen Jahren auch Dramatiker (zuletzt «Homohalal», abgedruckt in Th 7/17) zuverlässig geholfen.
In seinem jüngsten Werk «Heimwärts» macht der junge Physikstudent Khaled – ein kurdischer Syrer, der in Wien studiert, und damit biografisch nicht weit von seinem Autor entfernt – einschlägige Grenz-Erfahrungen, als er versucht, seinem todkranken Onkel Hussein einen letzten Wunsch zu erfüllen. Da der alte Mann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fliegen kann, geht es im Auto auf der Balkanroute rück- und heimwärts von Wien über Serbien an die bulgarisch-türkische Grenze, immer in der Hoffnung, den vom Onkel heiß ersehnten Euphrat vor dessen Ableben noch einmal zu sehen: back to the roots.
Leider verstirbt Onkel Hussein schon in der bulgarisch-türkischen Transitzone, was zu wachsenden Komplikationen in nationalen Kompetenzbereichen, verbunden mit heftigen identitären Zerreißproben aller Beteiligten führt, zusätzlich erschwert durch das medizinische Begleitpersonal. Denn mit im ...
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Theater heute Februar 2018
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Franz Wille
In den großen Nischen der Rückwand des Jugendstil-Schlafzimmers stehen zwei römische Statuen. Im Kingsize-Bett räkeln sich König Oedipus und seine Gattin Iokaste, als wüssten sie nicht so recht, sollen sie nun weiter den Morgen genießen oder sich schon den Regierungsgeschäften zuwenden? Eigentlich ist ja alles in Ordnung, wäre da nur nicht diese Pest, die ganz...
Der Worte sind genug gewechselt. Jede Seite hat ihre Argumente auf den Tisch gelegt, seit im Oktober letzten Jahres Harvey Weinsteins Machtmissbrauch gegenüber Schauspielerinnen öffentlich wurde: Der Aufschrei #MeToo war nur der Auftakt, millionenfach auf Facebook gepostet – «ich auch, auch mir ist es passiert», sexistische und sexuelle Übergriffigkeit in der...
Theatermann/Schriftsteller/Leser», meint Peter Handke, wäre die passende Grabinschrift für den Ende 2015 verstorbenen Regisseur Luc Bondy, der offenherzig bekannte, «diesen eigenartigen, für die Nachwelt kaum zu beschreibenden Beruf des Regisseurs» gewählt zu haben und damit «die Sehnsucht nach dem Schreiben kompensiere, indem ich inszeniere, sozusagen in die Luft...