Köln: Fakten fliegen

Nuran David Calis «Herero_Nama»

Theater heute - Logo

Es ist ein herber Rückschlag: Zwei Tage vor der Premiere von «Herero_Nama. A History of Violence» wird die Klage auf deutsche Entschädigungszahlungen für den Völkermord in Namibia vor dem New Yorker US District Court zurückgewiesen. Die Enttäuschung ist Nama-Aktivistin Talita Uinuses und Israel Kaunatjike, der hier die Herero vertritt, anzumerken. Mit leisen, ganz untheatralen politisch-biografischen Statements eröffnen sie im Depot 2 des Schauspiels Köln eine Auseinandersetzung, die hierzulande viel zu lange hartnäckig verweigert wurde.

Die Klage sei mehr politisches Statement als Realpolitik, dennoch werde man in Revision gehen, berichtet Uinuses. Während sie spricht, Englisch ohne Übertitelung, beginnen die anderen Mitspieler Fotos aus der Kolonialzeit zu sichten, halten sie in die Live-Kamera, kommentieren sie später. 

Dieses Format der historisch-gesellschaftspolitischen Tiefenbohrung hat Regisseur Nuran David Calis seit «Die Lücke», seinem Projekt über den rechtsterroristischen Anschlag des NSU auf die türkische Community in der nahegelegenen Keupstraße, kontinuierlich weiterentwickelt. Es besticht auch dieses Mal durch sperrige Offenheit und den Mut zu unversöhnlichen, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2019
Rubrik: Chronik, Seite 67
von Cornelia Fiedler

Weitere Beiträge
Necati Öziri: Die Verlobung in St. Domingo - Ein Widerspruch

Das Stück «Die Verlobung in St. Domingo - Ein Widerspruch» von Necati Öziri aus der aktuellen Ausgabe ist im Browser nicht darstellbar. Abonnenten, die das Stück digital lesen möchten, schicken bitte eine E-Mail an: kontakt@der-theaterverlag.de. Wir senden Ihnen das Stück dann als PDF-Dokument zu.

Neue Stücke · Aufführungen (5/2019)

Aufführungen 

Wenn sich Antú Romero Nunes Wilhelm Buschs «Max und Moritz» zur Regiebrust nimmt, ist das Ergebnis nicht jugendfrei: erst ab 16, sagt das Berliner Ensemble! Ganz im Gegensatz zum Theater Dortmund, wo Thorleifur Örn Arnarsson einen «Irrgarten des Wissens» als Sommertheaterspektakel verspricht, «das die Schädeldecke hebt und das Herz im Kreis tanzen...

Die Scharteke lebt

Friedrich Schiller hat sein eigenes Stück in der Luft zerrissen. In seiner Selbstrezension schon kurz nach der Uraufführung 1781 in Mannheim wird die dramatische Konstruktion mitleidlos zerrupft. Die Figuren seien nicht «nach der Natur» gezeichnet, sondern nach den Lektüren des Verfassers. Er habe die Menschen «überhüpft», monströs einseitige Charaktere entworfen...