Köln: Bio-Heroin von Bayer
Wer würde schon ein Interview mit Edward Snowden ablehnen? Es war der meistgesuchte Whistleblower der Welt höchstpersönlich, der Regisseurin Angela Richter kontaktierte, nachdem sie mit ihrer crossmedialen Inszenierung «Supernerds» über die Avantgarde der Netzaktivisten in Austin/Texas auf Gastspiel gewesen war. Das Gespräch mit ihm steht im Zentrum ihrer neuen Arbeit «Silk Road». Das Problem ist leider: Es füllt die Inszenierung nicht. Snowden hat keine großen Erkenntnisse anzubieten, er plaudert ein wenig über den Unterschied von Dark- und Deepweb und das Recht auf Privatsphäre.
Denn eben jene unermesslichen Anteile des Internets, die nicht über Google erreicht werden können – die Drogenstraße «Silk Road» ist nur ein kleiner Teil davon –, können Drogen- und Kinderpornohändlern ebenso nützen wie syrischen Untergrundkämpfern. Nur, dass die Verkäufer im Darknet sichtbar sind – und die Aktivisten alles dafür tun, um unsichtbar zu bleiben. Und insofern auch auf der Bühne leider nicht auftauchen werden.
Spannend wäre auch gewesen, zu hören, wie das Treffen mit Snowden verlief, doch nur der mitreisende Schauspieler Malte Sudermann erzählt frontal dem Publikum, wie er in einem ...
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Theater heute Juni 2016
Rubrik: Chronik, Seite 61
von Dorothea Marcus
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