Kleine und große Verunsicherungen
Das «missing link» zwischen John Cages Geräusch-Musik-Konzepten und dem nun auch schon traditionellen Techno ist endlich als Werk eines Tüftler-Künstlers aus Finnland dargestellt. Der 1935 geborene Martii Mauri begeisterte sich in den frühen sechziger Jahren an seinen Tonbandaufnahmen von russischen Traktorenmotoren, deren Diesel-Ding-Ding-Dong später als Blaupause für die Rauschtanzmusik der neunziger Jahre galt.
Es gibt nun zögernd auskunftsfreudige Zeitzeugen, die sich an den sonderbaren Finnen erinnern, dessen Opus magnum «Otto Mötö» unerhörte Musikgeschichte geschrieben habe. Dieser Techno-Pionier Mauri sei nichts weniger als ein vergessenes Genie, so Gabi Schaffners Hörspiel-Feature «Otto Mötö» vom Hessischen Rundfunk.
Das selbst Musikwissenschaftler und Komponisten überrumpelnde Fake-Feature verpasste nur knapp die Gala-Runde der letzten drei, aus der am 11. Juni in Köln der Sieger des immer noch bedeutendsten deutschen Hörspielpreises bekannt gegeben wird. «Otto Mötö» steht in diesem Jahrgang der öffentlich-rechtlichen Hörspiele an der Spitze eines Trends, nämlich den Hörer vor allem mit überraschenden Verunsicherungen zu beeindrucken. Mal mit einem nur aus ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juni 2013
Rubrik: Magazin: Hörspiel, Seite 70
von Thomas Irmer
Aids, Cholera, Zerstörung der Townships durch das Mugabe-Regime, Gewalt im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, Lebensmittelknappheit, Vertreibung weißer Farmer und Hyperinflation. So sieht das Bild aus, das die Medien seit der Jahrtausendwende von Zimbabwe, dem einstigen Hoffnungsträger Afrikas zeichnen, als dessen Kornkammer und demokratisches Vorbild der...
Ein schwules Paar zeugt mit einer schizophrenen Frau ein Kind: ein extremes Beispiel der unübersichtlichen Beziehungsmöglichkeiten und der neuen Reproduktionsfreiheit. Thomas Melle stellt in seinem neuen Stück «Aus euren Blicken bau ich mir ein Haus» ein Trio infernale von der Peripherie der Gesellschaft in den Mittelpunkt der Bühne. Am Rand des Systems zeigen sich...
Im blütenweißen Hemd tritt Alex Baur, geschätzter Endfünfziger, nach drei Prozesstagen in den Zeugenstand, um stellvertretend das «letzte Wort der Angeklagten» zu sprechen. Die Tatverdächtige ist Baurs Arbeitgeberin, die Schweizer «Weltwoche» – bekanntermaßen ein Blatt, das Minarette, Kopftücher, Homosexuelle und andere traditionell eher SVP-ferne Phänomene zu...