Kleine Paralyse zum Glücklichsein

Wiener Kabarett: Das österreichische Theatermuseum und die Edition Mnemosyne erinnern an Fritz Grünbaum, und Ingeborg Reisner hat eine Dissertation zu den Caféhauskabarettisten der dreißiger Jahre vorgelegt

Carl Zuckmayers «Geheimreport» hat spät, aber nicht zu spät bewirkt, auch die Rolle der Schriftsteller, Maler, Musiker und Schauspieler im «Dritten Reich» kritischer zu würdigen und anders als bisher zu bewerten. Ob die Künstler freiwillig anpassungsbereit oder nur unter Druck zu Zugeständnis­sen bereit gewesen sind, ändert nichts an der Tatsache, dass sie sich auf ihre Weise wie Ärzte, Juristen, Diplomaten oder Sportler als Erfüllungsgehilfen des Regimes betätigt haben.


Das nach einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks von Hans Sarkowicz zusammengestellte Buch «Hitlers Künstler» listet jetzt sachlich auf, wie auch prominente Persönlichkeiten, die nach 1945 schnell entnazifiziert wurden und sich gerne als Gegner der Nazis darzustellen wussten – wie etwa Wilhelm Furtwängler, Gustaf Gründgens, Gerhart Hauptmann, Heinz Rühmann, Franz Lehár oder Richard Strauss – vom Propagandaministerium instrumentalisiert wurden und dadurch eben mithalfen, dass sich das Nazi-Gesindel in bestem Lichte zeigen und bis zum Kriegsende an der Macht halten konnte. Außerdem räumt das Buch mit der Legende auf, die Künstler hätten vom Lagerschicksal ihrer verhafteten jüdischen Kollegen nicht gewusst; sie haben ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2005
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Klaus Völker

Vergriffen
Weitere Beiträge
Zankapfel Gütezeichen

In Meiningen rollen Köpfe. Zwar derzeit nur auf der Bühne, aber es ist kein Geheimnis, dass manche Besucher im Parkett – wenn sie überhaupt noch kommen – auch gerne in der Intendanz so aufräumen würden, wie es Jarg Pataki in seiner Inszenierung von Büchners «Dantons Tod» radikal und unerbittlich vorführt: Kein Haupt bleibt da mehr auf dem Leib, die Macht wird neu...

Das Hans-Moser-Festival

Es gibt junge Theaterautoren, deren erstes Stück routiniert wirken soll, als sei das erste Dutzend bereits voll. Das kann bei Absolventen einschlägiger  Studiengänge vorkommen. Zum Beispiel, wenn man wie Christina Kettering (24) am Deutschen Literaturinstitut Leipzig die Fächer Prosa und Dramatik/Neue Medien belegt hat. «Der Gast» ist ihr erstes Stück und man fragt...

Vermurkste Wahrheit

Alte Wunden eitern länger. Vor allem, wenn sie aus der Kindheit stammen. Wenn sie der Bruder, die Schwes­ter gerissen hat, wenn sie einfach nicht heilen wollen, weil immer wieder jemand kommt und nicht vergisst und daran kratzen muss, an dieser dünnen Kruste, an diesen blutigen Flecken in der Erinnerung. So geht es den Geschwistern in Daniel Mursas...