Kino: Nobody is perfect
Was passiert, wenn man(n) mit einer Perfektionistin essen geht? 1. Man wechselt mindestens dreimal den Tisch, 2. man(n) tauscht die Teller, denn das Essen gegenüber erscheint der Perfektionistin natürlich besser als das eigene. Simon Abkarian, der franzöische Théâtre-du-Soleil-Star, ist Philippe, der unfassbar gutmütige und liebevolle Mann von Anna Bronsky (Nina Hoss), der Frau, für die genug nie genug ist. Er ist Geigenbauer, sie Geigerin und Lehrerin an einem Musikgymnasium. Bei einem Vorspiel entdeckt sie, gegen die Meinung ihrer Kollegen, das Talent des jungen Alexander (Ilja Monti).
Er wird ihr Projekt, ihre Passion, Profiteur und Opfer ihres Perfektionismus. Fürs öffentliche Vorspiel wird sie ihn trainieren, mit unerbittlicher Härte, auf die der junge Geiger sich lange Zeit einlässt.
Der zweite Spielfilm der Schauspielerin Ina Weisse nach «Der Architekt» mit Joseph Bierbichler 2008, ist wieder ein psychologisches Kammerspiel, das ganz auf die Präsenz seiner glänzenden Schauspieler setzt. Vor allem auf die von Nina Hoss, der es in feinsten Nuancen gelingt, eine Frau in ihrem Widerspruch zeigen, zwischen höchstem Anspruch und größten Versagensängsten, fragiler ...
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Theater heute Januar 2020
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Barbara Burckhardt
Auch das postdramatische Theater ist inzwischen in die Jahre gekommen. Mit einer Tagung in der Berliner Akademie der Künste und einem Festival im Kreuzberger Hebbel am Ufer feierte das gleichnamige Buch von Hans-Thies Lehmann soeben seinen 20. Geburtstag. Und weil entsprechende Kulturtechniken im Alter ja erbarmungslos zuschlagen, wurde es bei dieser Gelegenheit...
Es gab Zeiten, da konnte man den Eindruck gewinnen, Festivals kreieren, losgelöst von lokaler Verortung, ein sich vorwiegend aus Eigenblut speisendes System international zirkulierender Großproduktionen, deren gemeinsamer Nenner vor allem in ihrer möglichst voraussetzungslosen universalen Rezipierbarkeit liegt. Beim Münchner Spielart Festival, und nicht nur dort,...
Nicht, dass niemand es hat kommen sehen! Eine riesige, hässliche «Welle» aus Polstern, Kissen, in gewaltige Säcke gestopften Hüpfbällen und Füllmaterialien wälzt sich in Zeitlupe aus der Bühnentiefe in Richtung Rampe. Anscheinend wird sie von vier Showcase-Beat-Le-Mot-Performern nach vorne geschoben (gelegenlich sieht man zufällig einen Arm oder Kopf). Etliche...