Kino: Eine ausgesucht eigenwillige Sippe
Wie ihr Name bereits nahelegt, sind die Wunderlichs eine Familie mit betont hohem Unterhaltungsfaktor. Mutter Liliane (Hannelore Elsner) leistet sich eine ausgereifte Altershypochondrie und traktiert ihre Tochter Mimi (Katharina Schüttler) mit melodramatischen Tumordiagnosen. Dagegen wirkt das Krankheitsbild von Mimis Vater Walter (Peter Simonischek) geradezu sozialverträglich. Walter klaut seinen Töchtern ihr (weniges) Geld, um es – tatkräftig unterstützt von Mitpatientinnen aus der Psychiatrie – nach Möglichkeit beim Pferderennen zu vermehren.
Und Mimis Sohn Felix (EWi Rodriguez) – ein waches Kind mit ADHS-Diagnose – sperrt nicht nur seine tantenhafte Lehrerin in den Schrank, sondern hält seine Mutter auch mit zwingender Dialektik auf Trab. Als Mimi am Abendbrottisch die moralisch korrekte Erziehungsberechtigte herauskehrt («Man sperrt doch keine Menschen in den Schrank!»), entgegnet Felix messerscharf: «Aber Frau Schmidt ist kein Mensch!»
Zweite Chancen
Es gibt einige dieser schön lakonischen Dialoge in Dani Levys neuem Film «Die Welt der Wunderlichs». Wie in seiner großen Zocker-Komödie «Alles auf Zucker!» von 2004, in der Henry Hübchen als Billard-Maniac auf Wunsch seiner ...
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Theater heute Oktober 2016
Rubrik: Magazin, Seite 61
von Christine Wahl
Personen
Elisabeth Lear Industriemagnatin in fortgeschrittenem Alter, Erbin und alleinige Besitzerin des ehemaligen Baukonzerns Lear A, jetzt: des internationalen Mischkonzerns Lear Inc.
Robert Kent seit Jahrzehnten Lears rechte Hand bei allen Geschäften
Gregory Lears ältester Sohn
Hendrik zweitältester Sohn
Cornal jüngster Sohn
Connie Gregorys Frau
Alma Hendriks...
Mit einem Dräuen hebt es an; eine Tür knarrt, eine Fliege surrt, dann bebt ein Signal, wie aus einem Nebelhorn in die Luft gebohrt. Die Töne kommen aus den unteren Stockwerken des Hauses, aus denen die dreiköpfige Bürgerfamilie samt Dienstmädchen Cruche gerade geflohen ist und weiter fliehen wird. Immer höher hinauf, bis ins Dachgeschoss, wo der Platz eng wird....
Natürlich ist ein Gespräch über Grenzen ein Gespräch über Politik, zumal in Zeiten, in denen sich die Festung Europa abschottet. Und wenn András Siebold, Leiter des Internationalen Sommerfestivals Hamburg, seine kuratorische Aufgabe als das Einreißen von Grenzen definiert, dann darf man das als politisches Statement lesen, auch wenn es gar nicht primär um...