Kinder-und Jugendtheater: Jenseits von Hotzenplotz
Das Hamburger Produktionshaus Kampnagel hat ein Herz für marginalisierte Theaterformen: Postmigrantisches Theater passt in die Kampnagel-Praxis der queeren Performance ebenso wie inklusives Theater. Marginalisiert ist auch Kinder- und Jugendtheater. Jeder weiß, dass man es braucht, um eine jüngere Generation an die Darstellende Kunst heranzuführen, dennoch wird es oft als lästige, ressourcenfressende Pflicht verstanden, auf die bei aller Unverzichtbarkeit wenige Theater wirklich Lust haben.
Bis auf Kampnagel.
Weswegen sich das Produktionshaus mit dem kleinen Fundus-Forschungstheater zusammengetan hat, das seit Jahren in diesem Bereich Pionierarbeit leistet, um kurz vor der Spielzeitpause ein «Festival für transgenerationelle Öffentlichkeiten» namens «Dangerous Minds» zu stemmen. Eine «gesellschaftliche Revolution vom Kind aus» anstoßen möchte Dramaturgin Anna Teuwen, was ein Kampnagel-typisch allumfassender Anspruch ist, den ein Minifestival natürlich nicht annähernd einlösen kann. Bis auf Weiteres reicht es schon, eine Vision zu formulieren, was Kindertheater überhaupt ästhetisch will, jenseits des Kanons von «Kleiner Hexe» bis «Räuber Hotzenplotz».
Angewandtes Kaputtmachen ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Magazin, Seite 58
von Falk Schreiber
Wehmütig flockt eine Melodie durch den verlassenen Raum. Sehr lang sei es her, verkündet der Refrain, «it is a very long time, a very long time ago». Was lange her ist, verkündet er nicht. Das müssen der stille Ort und seine merkwürdigen Menschen, die nach und nach und mit Teetassen bewaffnet auf die Bühne tröpfeln, schon selber erzählen.
Schau- und Werkplatz...
Büchner, der Aktivist, Büchner, der Historiker, Büchner, der Dramatiker – kaum ein Werk ist so oft und gerne Anlass für Befragungen und künstlerische Untersuchungen wie das des jung gestorbenen Riedstädters. Aus Anlass des 200. Jahrestags der Hinrichtung des realen Johann Christoph Woyzecks auf dem Leipziger Markt veranstaltete die dort beheimatete Schaubühne...
Zum Schluss stapfen zwei alte Männer (weiß sind sie natürlich auch) durch eine finstere, mit Leichensäcken gepflasterte Ödnis. Der Grauhaarige im höfischen Kostüm fragt den noch Älteren im modernen Lederblouson, wem er denn nun seinen einzigen Sohn überantwortet habe. Der Angesprochene beglückwünscht zur richtigen Entscheidung: «Der Verwesung lieber als / Der...