Kein Spaziergang
Zum Saisonschluss auch das noch: 24 Stunden «Unendlicher Spaß», eine fragmentarische Adaption des 1545 Seiten starken Riesenromans von David Foster Wallace durch 13 Künstler und Kollektive des Berliner Kombinats Hebbel am Ufer – und eine Reise durch die «utopisch» genannte West-Berliner Architektur der 60er und 70er Jahre. 24 Stunden Theater, das heißt, Regeneration mit einkalkuliert: 48 Stunden Entzug vom Arbeits- und Familienleben, aber auch Ausfall der eigenen Leistungskraft.
Ganz zu schweigen von der angemessen gründlichen literarischen Vorbereitung, die mit gut 50 Stunden zu veranschlagen wäre. Rechnet sich das noch – und wenn ja, für wen? Und vor allem: Macht es wirklich unendlichen Spaß?
Drill und Droge
Schon stecken wir mitten in den so konkreten wie weltanschaulichen Sphären, um die auch das Hauptwerk des amerikanischen Schriftstellers, Professors und Ex-Tennisspielers kreist, der sich 2008 das Leben nahm. Es spielt, 1996 erschienen, in einer jüngsten Vergangenheit, in der sich die Vereinigten Staaten mit Mexiko und Kanada zur Organisation of North American Nations zusammengeschlossen haben. Dieser Staatenbund mit dem sprechenden Namen O.N.A.N. wird von Separatisten ...
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Theater heute August/September 2012
Rubrik: Aufführungen, Seite 22
von Eva Behrendt
Erst vor Kurzem beschäftigte das Stuttgarter Staatsschauspiel sich en passant mit Albert Camus’ «Die Gerechten» (1949). Im nahe gelegenen Tübingen folgte jetzt mit Jean-Paul Sartres «Die schmutzigen Hände» (1948) das nächste Stück rund um die Frage, ob der politische Mord zur Durchsetzung hehrer Ideale gerechtfertigt sei. In beiden Fällen greift ein mit linken...
Ein paar Informationen mehr oder weniger können das, was wir Realität nennen, entscheidend verändern: Während an Variante I, einem Überraschungsurlaub für die ganze Familie, eigentlich nur das Reiseziel Finnland im Winter verwundert, kann Variante II, Papa ist ein Spion und wir müssen in die DDR fliehen, durchaus verunsichern. Fritz Katers «we are...
Was für ein moderner Mann. Wechselt die Frauen wie die Hemden und behandelt sie wie Putzlappen, und wenn sie dabei sanften Widerspruch anmelden, haut er ihnen eine «aufs Maul», wie es dann heißt. Der prähistorische Macho, intellektuell bestenfalls auf Tresenhöhe und nicht einmal zu einem kleinen Raubüberfall in der Lage, trifft zumindest bei Molnar auf die...