Jetzt wird’s schmutzig
In einer zentralen Szene von Benjamin von Stuckrad-Barres vor einem halben Jahr erschienenem Roman «Noch wach?» wird eine Baustelle besichtigt. Der Verleger des im Buch als Fernsehsender beschriebenen, aber verhältnismäßig klar als teiljournalistischer Mischkonzern Springer erkennbaren Medienunternehmens führt seine Untergebenen durch den Rohbau der neuen Verlagszentrale und beschreibt, wie hier in Zukunft gearbeitet werden soll: hierarchiefrei, kreativ, high-performing.
Die Szene ist wichtig, weil in ihr das Denken der Figuren offenbar wird, eine wilde Mischung aus kalifornisch inspirierten New-Work-Theorien, libertärem Elitedenken, knallharter Ellenbogenpolitik und einem journalistischen Ergebnis, das am Ende doch wieder auf «Angst, Hass, Titten und Wetterbericht» (Die Ärzte) hinausläuft, formuliert im wunderbar hohlen Marketing-Sprech, den kaum jemand so gut beherrscht wie Stuckrad-Barre.
Für Christopher Rüpings Romandramatisierung hat Peter Baur die Bühne des Hamburger Thalia Theaters erst einmal entleert. Die Baustelle ist tatsächlich ein offener Nicht-Ort, auf dem der ständige Regen tiefe Pfützen hinterlassen hat: «Im Oktober geht er los und ist vor März niemals zu Ende, ...
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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Falk Schreiber
Gleich sieben Mal stirbt die Schauspielerin in diesem Stück. Schon in der ersten Szene wird sie beim Grenzübergang aus der Ukraine von einer Gruppe Flüchtender erschlagen, die ihr ihre Mitwirkung in genau den russischen Fernsehserien verübeln, die sie selber früher begeistert konsumiert haben. Dass eine Flüchtende aus Butscha mit besonderer Wut auf die...
AALEN, THEATER DER STADT
1. Sobrie und Ruëll, Wutschweiger
R. Ella Elia Anschein
7. Coste, Nein zum Geld!
R. Tina Brüggemann
ALTENBURG/GERA, THEATER
1. Goetz, Hokuspokus
R. Manuel Kressin
14. Sommerfeldt, Das perfekteste Tier des Universums
R. Sophie Oldenstein
21. Roger-Lacan, Noch einen Augenblick (Encore un instant)
R. Manuel Kressin
28. Wilde, Dorian Gray
R....
Ach, wie schön ist doch die Liebe! Alles ist leicht, wenn sich Leonie Hämer und Fanny Staffa als Sylvia und Sybille nackt auf der Bühne wälzen und dabei mit sich und einer großen Stoffrolle vergnügen. Die Welt ist fern, und Glück strömt aus allen Poren. Die Zuschauer:innen sitzen allerdings in einer Arenaordnung um die beiden herum, und alle wissen: Es bleibt...