«Jammert nicht. Macht weiter.»
Am 4. April 2011 wurde Juliano Mer Khamis, 52, vor seinem Freedom Theatre im Flüchtlingslager von Jenin von einem maskierten Täter erschossen. Der Mann sprach ihn an, Juliano ließ seine Fensterscheibe herunter und wurde mit mehreren Schüsse regelrecht hingerichtet. Auf dem Beifahrersitz befand sich sein einjähriger Sohn auf dem Schoß des Kindermädchens, das an der Hand verletzt wurde.
Juliano Mer Khamis hat das von seiner Mutter begonnene Theaterprojekt seit 2006 geleitet.
Seine jüdische Mutter, die mit einem Palästinenser verheiratet war, ging Mitte der 80er Jahre während der ersten Intifada nach Jenin, um mit den Kindern und Jugendlichen, die von den kriegsähnlichen Auseinandersetzungen traumatisiert waren, Theater zu machen. Juliano hat ihr mit seinem preisgekrönten Film «Arnas Kinder» ein Denkmal gesetzt. Der Film – in Israel zwar nicht verboten, aber doch mehr oder weniger ignoriert –, beschreibt die Arbeit des Theaters im Flüchtlingslager Jenin und erzählt, wie einige der Kinder, die man am Anfang des Films als Sechsjährige auf den Trümmern der zerstörten Häuser ihres Landes sitzen sieht, später zu palästinensischen Attentätern werden. Er endet mit der Zerstörung des ...
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Theater heute Mai 2011
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Thomas Ostermeier
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