Insel mit Schafen
Jetzt wissen wir es: Reclam-Heftchen zählen doch mehr als Street-Credibility. Nori Gahl gehört zu den Nutten, denen «es» nix ausmacht und die ihr Herz trotzdem am rechten Fleck haben. Außerdem träumt sie von der Insel (mit Schafen). Dorthin will sie (darum geht’s in «Schafinsel») nicht mit Toni, ihrem Macker, Verprügler und Zuhälter, sondern mit Henning, dem Abiturienten und Stotterer aus der Wohnung oben drüber, der eben eines jener gelben Heftchen (F. Schiller) mit sich rumträgt.
Nehmen wir dazu Hennings Mama Lore und Noris Alte Lisa, ist das Personalquartett komplett.
Das geht nicht gut: Auch Hennings Hormone werden durcheinander gebracht, von Nori, gleichzeitig sperrt Lore Hennig ein. Dabei macht sie sich selbst vor, wie liberal sie ist, weil sie mit Noris versoffener Mama Lisa artig Kuchen isst.
«Schafinsel» ist ein Sozialdrama. Unterschicht trifft auf irgendeine Form von unterer bis mittlerer Mittelschicht, entsprechend sprechen die Figuren ganz leicht milieugemäß. «Wenn die drauf ist, faselt die, als hätte sie ein Abi», sagen erst Toni, dann Lisa über Nori. Außerdem ist das Stück ein Schmachtfetzen (Lore-Roman): die romantische Liebe über soziale Grenzen hinweg, die Kraft ...
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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Peter Michalzik
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