Ins Dunkle!
Ist Yael Ronen plötzlich esoterisch geworden? Schon öfters hat sich die israelische Regisseurin mit dem beißenden Humor jetzt als Schamanin bezeichnet, und wer ihr auf der Straße in Kreuzberg begegnet, sieht sie mit allerlei Klunkern und Ketten behängt. Und jetzt auch noch im Theater: «Rewitching Europe», die Wiederverhexung Europas, nennt sie ihre neueste Produktion, und das ist nicht zu viel versprochen. Alle Freund*innen des Hexenwesens werden vollumfänglichst bedient.
Schon der Videoclip zu Beginn ist eine ökologisch-spirituelle Pracht.
Ein sich mantraartig ringelndes, in den eigenen Schwanz beißendes, allerliebstes Schlangentier windet sich auf den Videoanimationen von Nina Paley, bis es sich in üppigen weiblichen Rundungen, aus dem Boden sprießenden Wäldern und anderem Fruchtbarkeitswunderplunder auflöst. Dann kommen allerdings drei dürre Strichmännchen angetrabt und fällen den schönsten Baum in der Mitte, was in etwa die Richtung des Abends anzeigt: Wie umgehen mit Klima- und anderen Menschheitskatastrophen?
Aber bevor es konkreter wird, entwickelt sich eine mindestens ebenso kringelig verschlungene Hexenstory, die nur in Umrissen wiederzugeben ist. Einerseits wäre ...
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Theater heute Januar 2020
Rubrik: Neue Stücke, Seite 22
von Franz Wille
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Das nennt man vorausblickende Spielplangestaltung: Just an jenem 10. Oktober, an dem die Akademie in Stockholm bekannt gab, dass der Literaturnobelpreis 2019 an Peter Handke geht, hatte in Klagenfurt dessen Drama «Die Stunde da wir nichts voneinander wussten» Premiere. Das stumme Stück besteht aus unzähligen Mikrodramen – oder eher Nanodramen – und ist ein...