«Ich war immer schon Schauspieler»
Was für ein Entree! Der erste Satz der Intendanz Kay Voges’ am Wiener Volkstheater lautete: «Was, hier, in dieser muffigen Atmosphäre?» Es ist der Satz, mit dem Thomas Bernhards Stück «Der Theatermacher» beginnt, und der Satz, mit dem einst auch Claus Peymann seine Direktion am Burgtheater angefangen hatte. Ein Insiderwitz, den in Wien alle verstanden haben; ist ja erst 35 Jahre her.
Gesprochen wurde der erste Satz von Andreas Beck, und er hörte dann eine gute Stunde lang nicht mehr auf zu sprechen.
In der zweiten Hälfte wird das Stück von Voges dann zwar noch durch den stilistischen Fleischwolf gedreht, in immer neuen Varianten dekonstruiert; am Anfang aber ist das eine relativ konventionelle Aufführung mit einem raumgreifenden Hauptdarsteller. Becks Auftritt als Theatermacher Bruscon hat im Zuschauerraum des Volkstheaters damals viele beruhigt: Anscheinend würde es unter dem Digital-Freak Voges, von dem im Vorfeld so viel die Rede gewesen war, ja doch auch ganz analoges Sprechtheater geben, mit Hand und Fuß und Bauch und was sonst noch so dazugehört zu so einem Schauspielerkörper. Die Fallhöhe ist an dem Abend groß: Am Anfang dominiert Beck die Bühne, am Ende kauert er als ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Akteure, Seite 26
von Wolfgang Kralicek
Weil’s endlich wieder schön war! Nach der letzten Premiere vor den Sommerferien, Tschechows Frühwerk «Die Vaterlosen», inszeniert von Jette Steckel als prachtvoll-sarkastischer Abgesang auf eine Generation früh Gescheiterter, gibt es zur Spielzeiteröffnung an den Münchner Kammerspielen gleich wieder ein verzweigtes Ensemblestück, das von kleinen und großen Fluchten...
Antú Romero Nunes geht wieder zurück zu den Wurzeln des griechischen Theaters. Indem er nur zwei Spieler:innen alle Figuren von Sophokles’ «Antigone» sprechen lässt. Indem er das Stück zum Volksstück macht, es immer wieder mit derbem Humor würzt. Und indem er – wie schon den Tschechowschen «Onkel Wanja» – eine schweizerdeutsche Fassung von Lucien Haug spielen...
Das Käuzchen schreit, die Fichten leuchten düster im Mondlicht, grobe Mannschaftszelte drängen sich im Halbkreis auf der Lichtung, ein Lagerfeuer lodert vor sich hin. Bär(t)ige Männer greifen nach der Kaffeekanne, stimmen schleppend völkisches Liedgut an (Musik Tristan Brusch), lassen antisemitische Bemerkungen fallen, tragen seltsame Abzeichen am Ärmel. Vorne...