«Ich sehe aus wie ein Dramaturg»

Über ein Prinzip, dem die Zukunft gehört: eine Trauerrede auf den Dramaturgen und späteren Dresdner Intendanten Dieter Görne

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Seit einigen Wochen bin ich auf einer Zeitreise, gehe gedanklich zurück an meine Anfänge als Dramaturgin und erlebe die Jahre in Dresden aus dem Rückblick. Mein langjähriger Chefdramaturg und Intendant Dieter Görne ist gestorben. Meine Trauer ist groß.

Groß ist auch das Erbe, das er hinterlassen hat. Mir und anderen. Davon will ich erzählen. Ich durchforste Erinnerungen, was davon war wesentlich, besonders?

Mein Lebensgefühl in den 1980er Jahren war gespalten.

Innerhalb des Theaterkosmos am Staatsschauspiel erspürte ich Freiheit als Möglichkeit, trotz Beklemmungen und Ängsten im «Draußen». Wie konnte es sein, dass ich in den bleiernen achtziger Jahren der untergehenden DDR nahezu angstfreies Arbeiten genoss? Die innenpolitische Lage spitzte sich zu, das vom Staat vorgegebene Freund-Feind-Schema griff. Aber am Staatsschauspiel herrschte ein anderer Ton. Einer, der diesen Ton maßgeblich mitprägte, war Dieter Görne.

Äußeres Merkmal: Dramaturg

Meine erste Begegnung mit ihm war filmreif. Herbst 1983. Der neue Intendant Gerhard Wolfram war entschlossen, mich in die Dramaturgie des Staatsschauspiels zu engagieren, vorausgesetzt, sein demnächst aus Karl-Marx-Stadt kommender Chefdramaturg ...

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Theater heute März 2023
Rubrik: Nachruf, Seite 28
von Heike Merten-Hommel

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