Hoher Schwitzfaktor

nach Haruki Murakami «Afterdark»

Fontane, Kästner, Musil, Dostojewski – das Aachener Theater folgt dem Trend und plündert in dieser Saison ausgiebig alte Romane, um neue Dramen zu finden. Für die kleine «junge» Spielstätte Mörgens darf’s auch etwas Frischeres sein: der Prosatext «Afterdark» des japanischen Bestsellerautors Haruki Murakami, 2005 auf Deutsch erschienen und bereits ein Jahr später in Bochum vertheatert. 

In Aachen führt Monika Gintersdorfer Regie, Expertin für Performances mit hohem Schwitzfaktor.

Ihr geht es nicht um simples szenisches Nacherzählen der Romanhandlung – allzu viel passiert da sowieso nicht. Wie eine versteckte Kamera blickt der «Wir»-Erzähler auf eine nächtliche japanische Großstadt, in der sich einsame Gestalten begegnen und recht belanglose Dialoge führen. Dazu raunt Murakami viel Geheimnisvolles von der «anderen Seite» der Realität, das Gintersdorfer glücklicherweise ebenso wenig interessiert.

Aber was ist es dann, das ihre Inszenierung so reizvoll macht? Während vier Schauspieler auf leerer Spielfläche wie nebenbei Fragmente des Romans erzählen und in stilisierte Körperbilder übersetzen, entsteht ein selbstreflexives «Making of». Der gescheite Versuch über das Scheitern, einen Roman ...

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Theater heute Februar 2009
Rubrik: Chronik, Seite 46
von Jenny Schmetz

Vergriffen
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