Hin zum Ursprung
Antú Romero Nunes geht wieder zurück zu den Wurzeln des griechischen Theaters. Indem er nur zwei Spieler:innen alle Figuren von Sophokles’ «Antigone» sprechen lässt. Indem er das Stück zum Volksstück macht, es immer wieder mit derbem Humor würzt. Und indem er – wie schon den Tschechowschen «Onkel Wanja» – eine schweizerdeutsche Fassung von Lucien Haug spielen lässt. Da Sven Schelker in der Nähe von Basel geboren wurde, Vera Flück aber Bernerin ist, spricht er Basel-, sie Berndeutsch, ein deutlich zu hörender Unterschied.
Wenn sie sich dann als Antigone und Kreon gegenüberstehen, kämpft nicht nur Nichte gegen Onkel, Untergebene gegen König, Frau gegen Mann,
Herz gegen Verstand, Liebe zur Familie gegen Herrscher übers Gesetz, sondern die Fremde gegen den Einheimischen, Auswärts-Fußballclub Young Boys Bern (derzeit ewiger Gewinner) gegen die Lokalmatadore des FC Basel.
Matthias Koch hat – hin zum Ursprung! – eine Bühne ins Basler Schauspielhaus gestellt, die von Zuschauerreihen umrahmt und originalgetreu leer ist, abgesehen von einigen scheinbar zerbrochenen Tafeln im Hintergrund, einer Lichtlein -skulptur im Himmel und Halogenleuchten an der Seite. Der Chor sitzt – erneut: hin zum ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Valeria Heintges
Vor kurzem durfte ich an einigen Proben und Filmaufnahmen von Peter Weiss’ «Die Ermittlung» in der Regie von RP Kahl teilhaben. Auf der Basis des Theaterstücks entsteht gerade ein Kinofilm, der in einem Bühnensetting geprobt und gedreht wurde, nicht aber auf Mitschnitten einer Aufführung mit öffentlichem Publikum beruht. Jedes der elf Oratorien, die den Text...
Draußen herrscht zwar in diesem Zürcher September noch Hochsommer, aber seit gut einer Woche ist das neue Schuljahr gestartet. Fair enough, dass auch das Schauspielhaus-Publikum mal wieder die Schulbank drückt. Schultafelgrün der Boden in der Schiffbau-Box, es lässt sich gut mit Kreide darauf zeichnen. Mathematische Formeln zum Beispiel. Das Publikum sitzt in einer...
Mit bisher mehr als 200 Inszenierungen steht das melodramatische Kammerspiel «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» im Ranking der meistgespielten Fassbinderstücke ganz oben. Wenn heutzutage ein RWF-Drama auf den Spielplan findet, dann meist dieses; den Zusammenhang von Liebe und Kapital kriegt man eben selten so kompakt und anschaulich auf den Punkt gebracht wie...