Himmel und Erde
Die Welt ist eine weiße Scheibe mit Absturzgefahr. Rausgebrochen aus einem Stück Himmel, das wie ein Heiligenschein über der Bühne schwebt (Bühne Claudia Kalinski). Alleinherrscher auf dieser Scheibe ist Minister von Walter (Moritz Dürr) als Stellvertreter des gottgleichen Präsidenten, der nie da ist, wie Sekretär Wurm (Oliver Simon) mit Blick nach oben anmerkt.
Hier rückt er die Blumenkübel und zerdrückt schon mal die zarten Pflänzchen im Vorgarten von Untertan Miller (Hans-Werner Leupelt), die dieser sofort brav neu zu pflanzen beginnt, anstatt gegen die Verhältnisse aufzubegehren.
Viel Emotionalität ist nicht zu spüren in dieser Welt. Der kammerspielartige Ton, auf den Daniela Löffner ihre Schauspieler meist verpflichtet, verhallt oft in den Weiten der riesigen Braunschweiger Bühne. Die Kombination von großen Entfernungen zwischen den Sprechenden und einem feinen, intimen Spiel lässt Szenen im Nichts versinken. Das Große Haus ist keine Studiobühne. Und so wird zur spannungsreichsten Szene ausgerechnet die eine, die nicht im Text steht: Wenn der impotente, sich nach Liebe sehnende Sekretär Wurm masturbierend zusieht, wie die jugendlich naive Luise (Rika Weniger) vom zum Tier ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute November 2011
Rubrik: CHRONIK, Seite 50
von Alexander Kohlmann
Theaterbetriebe werden oft als Dampfer bezeichnet, und Intendanten sehen sich bekanntlich gern in der Rolle des Steuermanns. Wohl um diesem guten Gefühl auch mal auf der Bühne Ausdruck zu verleihen, hat sich Johan Simons zur Eröffnung seiner zweiten Spielzeit als Intendant der Münchner Kammerspiele Federico Fellinis Alterswerk «E la nave va» aus dem Jahr 1983...
Leicht hat es das Hamburger Schauspielhaus schon eine ganze Weile nicht. Nach dem abrupten Ende der glücklosen fünfjährigen Intendanz Friedrich Schirmers im September 2010, begründet mit den Einsparungen, die Reinhard Stuth, der kürzest amtierende Kultursenator aller Zeiten, als Highlight seiner sechsmonatigen Amtszeit dem Schauspielhaus verordnete, gelang es den...
Als am 4. September in Mecklenburg-Vorpommern ein neuer Landtag gewählt wurde, zeichnete sich schnell ab, dass sich die politischen Verhältnisse kaum verändern würden: Die erstarkte SPD unter Ministerpräsident Erwin Sellering und die geschrumpfte CDU arbeiten an einer Fortsetzung der Koalition. Allerdings galt schon vor der Wahl als sicher, das Kultusminister...