Heul Hitler!

Hebbel «Nibelungen»

Theater heute - Logo

«Tja, das war der Drache.» Noch bevor der Vorhang sich öffnet, resümiert Hebbel persönlich (Wolfgang Rüter) die ruhmreichen Taten seines Helden. Des Dichters lässige Vorrede ist amüsant und befremdlich zugleich: Mit seinen Zwergenkämpfen und Drachenblutbädern wirkt der Nibelungenstoff nicht heroisch, sondern alt­backen und unfreiwillig komisch.

Vielleicht ist er im kollektiven Theatergedächtnis der Deutschen ebenso vom Einstauben bedroht wie die zahllosen Trödelfundstücke auf Vytautas Nar­butas’ detailverliebter Bühne?

Hinter spärlich verhangenen Kronleuchtern blättern vergilbte Gemälde von den Wänden, alternde Möbelstücke fristen neben ausgestopften Tieren und umgekippten Marmorbüsten ihr Dasein. Ein Skelett dient als Kleiderständer. In den Regalen quetschen sich Totenköpfe, lachende Buddhafigurinen und Gasmasken zwischen Bü­chern und schlüpfrigen Schwarzweißfotos. In der Mitte des Raums das hölzerne Gerippe einer Dachkuppel. Das Reich des Burgunderkönigs Gunter gleicht der Rumpelkammer eines in die Jahre gekommenen Theaters, dessen letzter Vorhang vor langer Zeit gefallen ist.

In die Abstellkammer verbannt wirken auch der König selbst (Benjamin Grüter) und sein Gefolge: Als ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute März 2014
Rubrik: Chronik: Bonn Theater, Seite 56
von Laura Strack

Weitere Beiträge
Harlekinade?

Es ist ein triumphaler Auftritt. Als Günther Heeg, Gerda Baumbach und Patrick Prima­vesi, alle drei Professoren für Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig, die Bühne des Schauspielhauses betreten, begrüßt das vollbesetzte Haus die drei wie Popstars. Versammelt haben sich neben zahlreichen Studierenden auch die kulturelle Elite der Stadt. Auch zahlreiche...

Sterne, hm!

Der Regisseur hatte so eine Ahnung. Als der Schauspieler auf der Probe schlapp machte, schickte er seinen quirligen Assistenten hinauf, der sich mit Verve in die Szene schmiss, und dem Regisseur stand der Mund offen. Der Regisseur war Gerd Heinz, und der gedrehte Assistent Hans Christian Rudolph, Spross einer gerühmten Theaterfamilie. Schluss mit Regie also. Dafür...

Sprachspiel und Antiken-Mahl

Das Original hieß noch «Meine Bienen. Eine Schnei­se». In Nürnberg fehlen nun seltsamerweise die Insekten im Titel, summen einem dafür aber, noch bevor die Vorstellung beginnt, aus Lautsprechern fast ein wenig bedrohlich um die Ohren. Ansonsten hat Stefan Otteni das Werk des Österreichers Händl Klaus gegenüber der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 2012...