Foto: Sebastian Bühler/ Theater Heidelberg

Heidelberg: Schaum vorm Mund

Franz Xaver Kroetz: «Ich bin das Volk. Volkstümliche Szenen aus dem neuen Deutschland»

Theater heute - Logo

Populismus, Fremdenhass und rechte Gewalt werden nicht erst seit AfD und Flüchtlingsdebatte auf der Bühne thematisiert. Zahlreiche Autoren haben in den letzten Jahren gründliche Recherchen und ideologische Tiefenforschungen zu den dunklen Seiten Deutschlands betrieben: Die Schlampereien des Verfassungsschutz hinsichtlich der rechtsradikalen Terrorzelle NSU arbeiteten bspw.

Tugsal Mogul, Elfriede Jelinek, Nuran David Calis auf, Andres Veiel legte in «Der Kick» die Geschichte eines Mordes in der jugendlichen Neonaziszene frei, und Dirk Laucke trug in «Angst und Abscheu in der BRD» antisemitische Äußerungen rechter und linker Couleur aus Ost- und West-Deutschland zusammen.

Mit «Ich bin das Volk. Volkstümliche Szenen aus dem neuen Deutschland» hat das Theater Heidelberg nun eine Kroetzsche Szenencollage aus dem Jahre 1993 zu rechtsradikalem Denken ausgegraben. Angesichts brennender Asylbewerberheime muss Kroetz damals der heilige Zorn gepackt haben, derart erbarmungslos lässt er das dumpfdeutsche Kleinhirn aller Bevölkerungs- und Bildungsschichten in 24 Szenen zu Wort kommen. Während manche Schreckensszenarien von der Realität längst eingeholt worden sind – ein «Volksvertreter» ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2018
Rubrik: Chronik, Seite 51
von Natalie Bloch

Weitere Beiträge
Mainz: Die Tragödie der Selbsterkenntnis

In den großen Nischen der Rückwand des Jugendstil-Schlafzimmers stehen zwei römische Statuen. Im Kingsize-Bett räkeln sich König Oedipus und seine Gattin Iokaste, als wüssten sie nicht so recht, sollen sie nun weiter den Morgen genießen oder sich schon den Regierungsgeschäften zuwenden? Eigentlich ist ja alles in Ordnung, wäre da nur nicht diese Pest, die ganz...

Bochum: Die Heimsuchung

Leben macht Lärm. Vogelgezwitscher, Straßengeräusche, Sirenen stimmen ein auf eine üppig instrumentierte Partitur dramatischer Stimmen und Stimmungen. «The Humans» – das Stück von Stephen Karam, das am Broadway Rekorde bricht und zum «best play 2016» ausgerufen wurde – geht es groß an. Eine Gattungsgeschichte? Nein, einfach eine Thanksgiving-Party in Chinatown/ New...

Köln: Heimatbilder

Wer noch irgendwelche Illusionen mit dem Begriff Heimat verbindet, dem wird von Doktor Ibrahim Amir, approbierter Wiener Mediziner, kurdischer Syrer aus Aleppo, ehemaliger Schauspielschüler und seit einigen Jahren auch Dramatiker (zuletzt «Homohalal», abgedruckt in Th 7/17) zuverlässig geholfen. In seinem jüngsten Werk «Heimwärts» macht der junge Physikstudent...