Hannover: Das leise Grienen
Es beginnt mit einem Lächeln. Mit einem von dieser beiläufigen, fast privaten Sorte, wenn Schauspieler anzeigen wollen, dass sie ihre Sache locker angehen. Und es ist auch ein Bild, das Ironie verträgt: wie Sarah Franke als Hedda Gabler da auf einem schwarzen Schwan hereingeschoben wird, wie ein Lohengrin-Zitat. Dafür also ein Lohengrienen.
Und auch für den Gelehrtenballast, den sie sich hernach mit Tesman (Silvester von Hösslin) um die Ohren hauen wird: in ihrem scholastischen Gespräch über das biedere Eigennutzenprinzip der Nationalökonomen und Heddas Wunsch, Grenzen zu überschreiten und Moral und Gesetz hinter sich zu lassen.
Regisseur Alexander Eisenach liest Henrik Ibsens «Hedda Gabler» durch die Brille von Nietzsche. «Jeder progressive Mensch ist ein Verbrecher, Tesman!», sagt Hedda. Und Hedda sucht diesen verbrecherischen Ausbruch, die radikale Tat. Sie, die sich mit dem mittelmäßigen Hochschuldozenten Tesman verheiratet hat und nun in die Krise gerät, weil ihre einstige Flamme, der genialische Kulturtheoretiker Lövborg, zurückkehrt und Tesman die erhoffte Professur streitig macht. Sie wird Lövborg zerstören, aus Eifersucht, aus Wohlstandsambition, und eben auch aus dem ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Christian Rakow
Der Ast, der im Foyer des Theatermuseums von der Decke hängt, erinnert an die unkonventionelle Todesart, die den ungarisch-österreichischen Schriftsteller Ödön von Horváth am 1. Juni 1938 in Paris ereilte: Er wurde auf den Champs-Élysées von einem herabfallenden Ast erschlagen. Das hat den Ast so berühmt gemacht, dass er sogar in Josef Haders Kabarettprogramm...
Am Anfang war der Schaumstoff. Acht Köpfe – große, kleine, eckige, breite, zerknautschte, tierische, humanoide – linsen hinten über die schräg nach vorn gekippte Spielfläche und skandieren Schöpfungssätze aus der Genesis. Zwischendurch gucken sie sich an, kommentieren das Gesagte, kichern zu den selbstgeklopften Grantlsprüchen wie Waldorf und Statler aus der...
Zu den Höhepunkten der Lithurgie des Berliner Theatertreffens gehört am letzten Tag die Verleihung des Alfred-Kerr-Preises der gleichnamigen Stiftung, den – so will es die Tradition – stets ein*e namhafte*r Schauspieler*in eine*r möglichst junge*n Kolleg*in verleiht. Direkt danach findet die öffentliche Schlussdiskussion der Kritikerjury statt – ein Umstand, der...
