Goldene Brücken
Sie haben alles richtig gemacht: Gerd, 57, Leitender Ingenieur in einem Baukonzern, liberal, witzig, lösungsorientiert, und Bettine, 51, ehemals im Marketing beschäftigt, reflektiert, empathisch, fürsorglich – er, als er auf eine weitere Stufe der Karriereleiter verzichtete, indem er aus den USA nach Deutschland zurückkehrte, sie, als sie vor zehn Jahren die Berufstätigkeit aufgab, um sich besser ihrem damals neunjährigen Sohn zu widmen; beide, indem sie ungeachtet hier und da auftretender Meinungsverschiedenheiten und Verschleißerscheinungen ein gutes Paar geblieben sind.
Warum ist ihr Sohn Marc dann trotzdem einer geworden, der ein Dreivierteljahr nach seinem mäßigen Abitur nichts hinkriegt «außer Party, Schlafen, Kiffen, Fernsehen, Kühlschrank leerfressen, Party und so weiter …»? Einer, von dem sein Vater sagt: «Ich kann auch einen Pudding nach dem Sinn des Lebens fragen», weil er es müde geworden ist, den Sohn um vier Uhr nachmittags, kaum aufgestanden, vor der Kühlschranktür auf der Suche nach einer Fertigpizza zu treffen, während die Mutter die vermissten Schlüssel aus seiner Hosentasche fischt, ehe sie seine Wäsche wäscht.
Lutz Hübner und seine Co-Autorin Sarah Nemitz, ...
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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 180
von Kekke Schmidt
A
Miguel del Arco
Helena – Plädoyer für eine Schlampe
(Theater Biel Solothurn)
Ayad Akhtar
Geächtet (Disgraced)
(Schauspielhaus Hamburg)
Mattias Andersson
Acts of Goodness
(Theater Radebeul Landesbühnen Sachsen)
B
Alexandra Badea
Zersplittert (Schauspielhaus Graz)
Brigitte Buc
Hundswetter (Komödie am Kurfürstendamm)
C
Pamela Carter
Was wir wissen (Theater...
Deutschland im Endspiel. Alle vier Jahre wieder. Und die Stadt stürzt sich in den sommerlichen Fußballrausch und vergisst für kurze Zeit die von Kriegen zerrissene Welt jenseits der eigenen Mauern. Alle vier Jahre wieder. Aber nicht alle können oder wollen sich mitreißen lassen. Udi, Roy, Serösha, Ulyana, Joanna und Üzüm kreiseln in den nächtlichen Strudeln ihrer...
Geflüchteten Menschen die Bühne zu überlassen, damit sie für sich selbst sprechen können, scheint das probate Mittel zu sein, um als Theater auf die untragbare Situation der Geflüchteten in Europa reagieren zu können. Dass sich diese Haltung weitgehend durchgesetzt hat, rührt auch von der verstärkten Selbstrepräsentation der Geflüchteten her, die in Protestcamps in...