Glaube, Hoffnung, Liebe

Marianna Salzmann: «Wir Zöpfe»

Ja, ich bin in Wolgograd geboren. Kennen Sie wahrscheinlich besser als Stalingrad. Und ja, wir haben den Krieg gewonnen!», kontert Marianna Salzmann mit einem angriffslustigen Lächeln, wenn man sich vorsichtig ihrem «Hintergrund» nähert. Spiel, Satz, Sieg, versenkt. «Ich bin jiddischer Witz, eine Jüdin aus Stalingrad, die jetzt in Deutschland lebt.» Über ihr Jüdisch-Sein redet sie viel und offen, auch darüber was es heißt, eine jüdische Mutter zu haben. Aber eine jüdische Mutter ist keine private Angelegenheit, sie ist eben auch ein Topos der Weltliteratur.

Auf ihr liegt die ganze Last und Verantwortung, das Überleben einer oft verfolgten Minderheit zu sichern.

Ihre Kinder sollen wachsen und blühen, sie sollen der Stolz ihrer Familie, ja ihres Volkes sein, und alle, die Nachbarn und die ganze Welt, müssen dann endlich sehen: Wir sind nicht schlechter! Oder sie muss zumindest immer neuen Stoff liefern für wunderbare Witze über sie.

Aber genug des interpretatorischen Forschens in der Biografie einer Autorin, denn der emanzipatorische Kampf um gleiche Rechte und Anerkennung steht paradigmatisch für viele moderne Konflikte um Migration und um das Aufeinandertreffen von Minderheiten und ...

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Theater heute Jahrbuch 2014
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 194
von Jens Hillje

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