Gestatten, Senta

Ein bisserl Emanzipation, nicht zu viel Weltläufigkeit: Senta Berger spielt Identifikationsfiguren für die reife Frau

Namen mit E stehen ihr gut, besonders wenn sie auf a enden: Emilia oder Emma. Noch besser sind Namen auf M: Margarethe und natürlich Mona. Das Optimum ist beides auf einmal: Eva Maria. Als «Dr. Eva Maria Prohacek» ermittelt Senta Berger seit 2003 beim ZDF und zeigt mit dieser Figur, dass sie der «Senta»-Figur, an die sich der Zuschauer so gewöhnt hat, doch noch etwas Überraschendes hinzufügen kann.
Ansonsten hat sie sich in den letzten Jahren – man kann schon fast sagen: Jahrzehnten – als eine der Verläss­lichsten erwiesen.

Wenn Senta mitspielt, weiß man ziemlich genau, womit man es zu tun hat: gehobene Unterhaltung, nicht zu seicht und nicht zu trocken, auf jeden Fall frauenaffin. Im Rollenfach «erwachsene Frau», unter der das Fernsehen den Lebensabschnitt zwischen 40 und Mitte 60 subsummiert, hat sie neben Christiane Hörbiger, Iris Berben und Hannelore Elsner ihr eigenes Profil entwickelt. Nicht ganz so eigensinnig wie die Hörbiger, weicher und melancholischer als Frau Berben und reservierter, aber deshalb keinesfalls weniger erotisch als Frau Elsner.

 

Klassisch weiblich

Ihr Markenzeichen ist eine kokette Schulterbewegung, die in gespielter Divenhaftigkeit dem Gegenüber zu ...

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Theater heute März 2006
Rubrik: Medien/TV, Seite 64
von Barbara Schweizerhof

Vergriffen
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