Gegen alle Umstände
Als mich zwei Düsseldorfer Kollegen erstmals auf Stefanie Reinsperger ansprachen, fielen die Worte «sehr emotional» – begleitet von einem bedeutungschwangeren Augenaufschlag und einem wissenden Nicken. Das kann vieles bedeuten. Oder nichts. Ob es Ausdruck von Respekt, eine Warnung oder unscharfe Diagnose war, ist, rückwirkend betrachtet, eigentlich unwichtig. Es zeigt aber eines deutlich: Für Stefanie Reinsperger sind widrige Umstände alles andere als ein Hemmnis.
Ein Erstengagement an einem Schauspiel, das in der Krise ist, drei Jahre in einer Stadt, die zu ihrem Theater seit Jahren keine wirkliche Beziehung aufzubauen vermag, ein Kommen und Gehen von Intendanten, wie man es selten erlebt – das kann manche junge Ensemblemitglieder zum Überdenken ihrer Berufswahl bewegen (und hat es meines Wissens auch). Stefanie Reinsperger hat es Antrieb gegeben. Sie hat gearbeitet. Sie hat an sich gearbeitet. Sie hat sich nicht der Situation ergeben und lamentiert. Das gefällt mir an ihr. Und noch einiges andere.
Unsere erste Begegnung war keine. Sie wollte nicht wirklich reden mit mir. Natürlich dachte ich, es hätte mit dem Gastspiel unseres Theaters im Kleinen Haus des Düsseldorfer ...
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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Die Spieler des Jahres, Seite 108
von Dusan David Parizek
Was ist das größere Verbrechen: in eine Bank einzubrechen oder eine Bank zu gründen? Was ist der größere Skandal: Flüchtlingsleichen nach Deutschland zu karren und zu beerdigen oder diese Toten verschuldet zu haben? Darf man ein Gespräch über Bäume führen, wenn die Welt sich von Krise zu Krise hangelt oder muss man all sein künstlerisches Können in den politischen...
Schon der Titel spendet wenig Trost. Er umarmt nicht, gibt keinen Halt, leitet nicht hinein in Emotionen, Identitäten, Welt. Stattdessen: Draufsicht. «3.31.93». Mehr nicht. Ein Zahlencode vielleicht, ein Datum möglicherweise, vor allem aber eine mathematische Formel für die Dramenkonstruktion: drei Teile mit jeweils 31 Szenen. Macht zusammen 93 Augenblicke. Fast...
TH Sie alle hier am Tisch übernehmen in den nächsten zwei Jahren neue Theater, drei Schauspieltheater, die vor größeren Einschnitten stehen, als es übliche Intendantenwechsel sind. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Das Düsseldorfer Theater ist nach dem vorzeitigen Ende der Leitung von Staffan Valdemar Holm und zwei Interimsleitungen ziemlich am Boden; der Wechsel...