Fukuyamas Handtasche
Was ist eigentlich aus dem «Ende der Geschichte» geworden? Dem amerikanischen Politikwissenschaftler Francis Fukuyama zufolge hat es bereits vor zwanzig Jahren stattgefunden, als sich der Weltgeist nach langem Ringen im Kalten Krieg schließlich für Kapitalismus und Demokratie entschied. Seither leben wir im Posthistoire – und haben vor allem Geschichte im Kopf.
Wenn dieses Jahr – 20 Jahre Mauerfall, 60 Jahre Bundesrepulik, 70 Jahre Kriegsbeginn – wieder auf allen Kanälen Geschichte erinnert, gelehrt und gedeutet wird, kann man sich damit trösten, dass das emotionale Nationbuilding der nicht mehr ganz frisch vereinigten Bundesrepublik eben auf Hochtouren läuft. Während bis 1989 beide deutschen Staaten ihre Identität aus dem antifaschistischen Widerstand gegen die Nazis (Ost) bezogen beziehungsweise dem Imperativ, dass Auschwitz sich nicht wiederholen darf (West), versuchen die Deutschen sich jetzt wieder in eine gemeinsame Erzählung zu integrieren. Und manches fliegt dabei einfach raus. So entsorgte Harald Schmidt beim Versuch, in einer Sendung von «Schmidt & Pocher» den fünften Band von Hans- Ulrich Wehlers «Deutsche Gesellschaftsgeschichte» in einer Playmobil-Kurzfassung ...
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Die Szene ist ein Restaurant am Abend. Draußen, vor dem großen Schaufenster, prügelt ein Mann auf eine Frau ein. Alle schauen hin – keiner macht was. Aber jeder sagt was anderes dazu. An elf Tischen verstummt für einen Moment die Unterhaltung, um dann das Ereignis zu bewerten oder eigenes Nichthandeln zu erklären. Da ist zum Beispiel die ältere Dame von auswärts,...
Die Familie Gollwitz hat einen Vogel. Einen ziemlich großen sogar. Links neben dem roten Sofa hängt eine überdimensionale Papageienschaukel, rechts prunkt ein Meisenknödel im Netz, Durchmesser: gut ein halber Meter. Das liebe Vieh aber steht vorn an der Rampe, federt locker im Kniegelenk und krächzt flügelschlagend ins Publikum: «Gudn Aahmd!»
Der Schauspieler und...