Fremde in der Nacht
Aftaab» heißt «Sonne», und zwar auf Dari, der sanft klingenden afghanischen Variante des Persischen. Die Truppe ist in der Tat ein Kind des Théâtre du Soleil. Als Ariane Mnouchkine 2005 in Kabul einen Workshop anbot, entstand eine Gruppe, die zusammenblieb und später Mnouchkines «Tartuffe»-Inszenierung übernahm. Sie spielten auf Dari, mit Übertitelung. Heute sprechen sie Französisch und kreieren mit «La ronde de nuit» (Die Nachtrunde) ein Stück, das von den Leiden der Flüchtlinge erzählt, ohne je larmoyant zu werden.
Im Gegenteil.
Nader, der Nachtwächter (Omid Rawendah), stammt aus Kabul und freut sich, einen Job an einem Theater nahe Paris gefunden zu haben. Doch seine erste Nacht im Dienst gerät zu einer Berg- und Talfahrt zwischen Freude, Angst, Verblüffung und Entsetzen. Da wird er von einer Gruppe Afghanen überrascht, die bei eisiger Kälte dem Erfrierungstod ins Auge blicken. Wie könnte ausgerechnet er seinen verschneit hereinstürzenden Landsleuten eine Nacht «Asyl» verwehren?
Am nächsten Morgen wollen sie über Calais nach England gelangen. Der Hangar im Waldrand, ein Theaterfundus voller Gerümpel, bietet genug Platz. Doch was werden seine Arbeitgeber dazu sagen? Immerhin sind ...
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Theater heute Oktober 2013
Rubrik: Magazin: Ausland, Seite 70
von Thomas Hahn
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Sobald ein Instrument auf der Bühne steht, kann der Schauspieler Tilo Nest einfach nicht widerstehen. Er stürmt also auch im Wiener Akademietheater zur kleinen elektronischen Heimorgel und schlägt die ersten Takte von Lana Del Reys schwermütigem Lovesong «Video Games» an, brüllt dann unvermittelt die Prostitutions-Ausstiegs-Ballade «Roxanne» von Police, um mit...
«Everybody knows that the war is over / Everybody knows the good guys lost / Everybody knows the fight was fixed / The poor stay poor, the rich get rich». Kay Bartholomäus Schulze, der Leonard Cohens Ode an die Täuschung mit geschmeidigem Bass einen Tick zu fix ins Mikrofon röhrt, führt an der Berliner Schaubühne recht ungefähr in Shakespeares «Viel Lärm um...