Forscher und Spökenkieker
Er gehörte zu den Schauspielern, die im Theater unverzichtbar sind: Hermann Lause, einer der Unverwechselbaren aus der Bochumer Schauspielerfamilie um Peter Zadek. Neben Eva Mattes, Ilse Ritter, Ulrich Wildgruber. Auch Wildgruber ist tot. Was macht das Theater jetzt ohne diese beiden großen Schauspieler, zwei Antipoden, die den Spielraum auf der Bühne neu vermaßen?
Hermann Lause war dünn, bleich, hatte wasserhelle Augen, hellblonde spärliche Haare, einen breiten Mund, eine norddeutsch nölige Stimme. Mehr Frosch als König.
Aber er spielte sie, spielte Shakespeares Könige, Claudius, Macbeth, Heinrich IV., König Lear, Polyxenes. Am genialsten spielte er die Verlierer und Versager, die häufig genug auch Könige waren.
Er hatte Archäologie, Philosophie und Kunstgeschichte studiert, dann erst Schauspielunterricht genommen. 1972 holte ihn Peter Zadek in seine Gralsburg nach Bochum. Im längst sagenhaften Bochumer «Hamlet» spielte er 1977 König Claudius, fischig und kalt neben der saftigen Eva Mattes mit rot angemaltem Busen, ein gelenkiger Spitzenbeamter. Regisseur Zadek griff sich die Individualisten, die Einzelgänger, und schweißte sie in oft peinigender, chaotischer Probenarbeit ...
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