Festival: Ins Finstere
Vom Verschwinden» ist der Titel einer höchst verstörenden Theater-Performance, die beim diesjährigen Kunstfest in Weimar zu sehen war. Vom möglichen Verschwinden wurde dort im Thüringischen aber auch noch in einem anderen Zusammenhang gesprochen: Die Zukunft dieses seit 1990 stattfindenden Mehrsparten-Festivals ist ungewiss, und wenn alles schlecht geht, dann wird es über das Jahr 2018 hinaus diese Veranstaltung nicht mehr geben. Darüber haben kommunale und Landespolitiker zu entscheiden. Sie lassen sich Zeit und schieben derweil die Verantwortung hin und her.
Wenn man mit Christian Holtzhauer, dem Leiter des Kunstfestes seit 2014, spricht, dann erfährt man einmal, dass gerade jetzt das Festival endlich wieder in der Stadt anzukommen scheint; nach der eher klassisch musikalischen Ausrichtung unter Nike Wagner hat sich das Programm breit geöffnet, bringt wieder mehr theatralische und tänzerische Experimente, es forscht bewusst thematisch nach im nahen lokalen Umfeld, kooperiert mit Kunst-Institutionen in Weimar: «Dieses Festival ist für die Weimarer Bürger, und wir brauchen sie, auch wenn sie selber gar nicht zu den Veranstaltungen kommen.» Es geht Holtzhauer um die Identität der ...
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Theater heute Oktober 2016
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Bernd Noack
Die alljährliche Suche eines geeigneten Festivalmottos stellt eine der größten Herausforderungen für das Kuratieren wiederkehrender Festivalreihen dar. Einerseits muss die vermeintliche thematische Klammer eine möglichst grundlegende Differenz zur letztjährigen Festivalausgabe markieren. Darüber hinaus sollte sie Ausdruck eines versierten kritischen...
Es gibt in Avignon so etwas wie ein heimliches Ranking: Wer schafft’s am längsten? Ariane Mnouchkine, «Les Ephémères»: acht Stunden. Peter Brook, «Mahabharata»: elf Stunden. Antoine Vitez, «Der Seidene Schuh»: zwölf Stunden. Thomas Jolly, «Heinrich VI.»: 18 Stunden. Olivier Py, «La Servante»: 24 Stunden! In die mittlere Kategorie reiht sich nun mit elfeinhalb...
Nach ungefähr der Hälfte von «Die Fremden»: endlich Wow! Johan Simons’ Inszenierung einer Bühnenfassung von Kamel Daouds Camus-Roman «Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung» dauerte schon eine knappe Stunde, und fünf Darsteller laufen um ein Orchester auf einer gewaltig ausgedehnten, an eine Vulkaninsel erinnernde, mit tiefschwarzen Kohleresten bedeckten...