Festival: Erkundungen im uneigenen Terrain
Es gab Zeiten, da konnte man den Eindruck gewinnen, Festivals kreieren, losgelöst von lokaler Verortung, ein sich vorwiegend aus Eigenblut speisendes System international zirkulierender Großproduktionen, deren gemeinsamer Nenner vor allem in ihrer möglichst voraussetzungslosen universalen Rezipierbarkeit liegt. Beim Münchner Spielart Festival, und nicht nur dort, beginnt sich dieser Trend seit einigen Jahren in gewisser Weise umzukehren.
So zeigt der kongolesische Tänzer und Choreograf Faustin Linyekula zur Eröffnung der 13.
Ausgabe des biennalen Festivals im Haus der Kunst mit «Banataba» eine Performance, die die aktuelle Rückführungsdebatte um afrikanische Kunstwerke auf eine sehr persönliche Weise ausformuliert. An jedem Ort der Welt, an dem er arbeitet, fragt Linyekula nach, welche Artefakte aus seinem Heimatland dort aufbewahrt werden. So stieß er in den Lagerräumen des Metropolitan Museums in New York auf eine Statue der Lengola-Kultur, auch für ihn, der sich eigentlich nicht so sehr für Gegenstände interessiert, zunächst nur ein Stück Holz, aber vermutlich an ihrem Herkunftsort so etwas wie ein Mittelpunkt der Dorfgesellschaft. Zusammen mit seiner Mutter bricht er auf, um ...
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Theater heute Januar 2020
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Silvia Stammen
«Alles kommt vom Bergwerk her», ein Satz, wie man ihn in Stücken des sozialistischen Realismus oder vielleicht bei naturalistischen Autoren des 19. Jahrhunderts vermuten würde. Hier aber bildet er den Kern des Gewinnerstücks des Kleist-Preises 2019, uraufgeführt am Staatstheater Cottbus. Entsprechend geht es in «Warten auf Sturm» auch nicht um schwarz-staubige...
Zu Beginn eine Szene, die an die US-Serie «True Detective» erinnert: Taschenlampen erhellen den dunklen Bühnenraum, geben den Blick frei auf eine unheimlich drapierte Frauenleiche. Eindeutig ein Ritualmord: ausgeweidet wie ein Tier, mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf und Runenzeichen am nackten Körper. «Fesseln, Stiche, Folter, nirgends Blut», stellen die beiden...
Im Anfang ist da nur dieses eine Wort. Klingt natürlich im Englischen viel charmanter, und noch charmanter klingt es, wenn es aus dem Munde eines echten Gentleman herausströmt wie ein Stück Sahnecremetorte. Und genau so ist auch der Auftritt von Sir Henry zu Beginn von «Howl» in der Volksbühne Berlin: Im eleganten Anzug, auf dem Haupt einen schicken schwarzen Hut,...