Fatalexistenzen mit Floskelschutz
Man könne das doch nicht mehr spielen, meinen die Kollegen. «Heldenplatz», das sei gerade mal ein punktgenauer Polit-Skandal damals vor knapp 20 Jahren gewesen, eine lokal verortete Provokation, die ohnehin nur in Wien einen Sinn machte. Und überhaupt: Thomas Bernhard – sowas von «out»! Dieser stilisierte Weltekel, diese klischee-seligen Rundumschläge. Ja, mit Minetti oder Dene oder Hoppe … Aber alles danach: nur noch Abklatsch, schlechter. Frank Behnke, Chefdramaturg am Nürnberger Staatsschauspiel, ficht das nicht an.
Er hatte sich in der vergangenen Spielzeit als Regisseur mit einer klugen Bearbeitung der «Alten Meister» erstmals an Bernhard gewagt (und beim Publikum gewonnen) und wollte nun ausgerechnet oder gerade mit «Heldenplatz» zeigen, dass in dem österreichischen Weltverschlimmerer immer noch mehr steckt als ein kurzweiliger Beschimpfungs-Äquilibrist und unterhaltsamer Defätist. «Was die Schriftsteller schreiben», schreibt Thomas Bernhard, «ist ja nichts gegen die Wirklichkeit.»
Behnke nimmt genau dieses Eingeständnis ernst und versucht gar nicht erst, sich in künstlich nostalgische Burgtheater-Atmosphäre zu mogeln. Alte Zeiten beschwört er nicht, und doch geht es in ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Ausgangslage war brillant: «Der Streit» von Marivaux, eine alte Kiste, aber so aktuell, als hätte sie Houellebecq selbst in den Arc de Triomphe gemeißelt. Eine Geschichte über Menschenexperimente, emotionale Klonversuche, Rückverwilderungsgeschichten, am Fließband reproduzierte Sündenfallszenarien. Pop, Politik, Science Fiction so weit man sehen kann. Ein...
Namen mit E stehen ihr gut, besonders wenn sie auf a enden: Emilia oder Emma. Noch besser sind Namen auf M: Margarethe und natürlich Mona. Das Optimum ist beides auf einmal: Eva Maria. Als «Dr. Eva Maria Prohacek» ermittelt Senta Berger seit 2003 beim ZDF und zeigt mit dieser Figur, dass sie der «Senta»-Figur, an die sich der Zuschauer so gewöhnt hat, doch noch...
Nehmen wir Nemo. Jules Vernes U-Boot-Kapitän ist eine dieser Ausnahmefiguren, denen das Kunststück gelungen ist: abtauchen in den Schallwellen der Musik und zwar restlos. Die Außenwelt aussperren, dem Diktat von Raum und Zeit entwischen. Eine Art trockenes Ertrinken ist das. Das Diesseits macht mal Pause, das Bewusstsein ist vom Wohllaut erfüllt und sich selbst...