Es stoffmenschelt

Hauptmann «Die Ratten» in Freiburg

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Überregional wahrgenommen für seinen Diskussionsanstoß zur Zukunft des Stadttheaters, hat das Theater Freiburg momentan nur ein Sorgenkind: das Kleine Haus, das eigentliche Domizil des Schauspiels. Man habe, sagte Intendantin Barbara Mundel der örtlichen Zeitung, den Bogen vielleicht mit «zu vielen un­bekannten Stücken» überspannt, das Haus war zuletzt nur zu 65 Prozent aus­gelastet. Da soll Hauptmanns Klassiker «Die Ratten» Abhilfe schaffen, der an das Motto «Wunschkinder» der vergangenen Saison anschließen kann.

Mit Robert Schuster hat Freiburg den passenden Regisseur geholt: Er will einerseits die Geschichte aus dem Elendsquartier spielen; andererseits stellt er sich der Glaub-würdigkeitskrise, in der sich ein solches geschlossenes Erzähl- und Einfühlungstheater befindet. Kann das soziokul­turelle «Stadttheater der Zukunft» da wirklich weiter helfen?

Zuerst zeigt Schuster die Tragödie der kleinen Leute. Auftritt Putzfrau John, die Resolute: Sie leuchtet mit ihrer Funzel über den düsteren Dachboden und knöpft mit Hauptmann- schem Kunstberlinerisch dem polnischen Dienstmädchen Piperkarcka das Ungeborene ab, das sie selbst gern zur Welt gebracht hätte. Wenn der ehemalige ...

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Theater heute Dezember 2011
Rubrik: CHRONIK, Seite 47
von Barbara Behrendt

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