Es stoffmenschelt
Überregional wahrgenommen für seinen Diskussionsanstoß zur Zukunft des Stadttheaters, hat das Theater Freiburg momentan nur ein Sorgenkind: das Kleine Haus, das eigentliche Domizil des Schauspiels. Man habe, sagte Intendantin Barbara Mundel der örtlichen Zeitung, den Bogen vielleicht mit «zu vielen unbekannten Stücken» überspannt, das Haus war zuletzt nur zu 65 Prozent ausgelastet. Da soll Hauptmanns Klassiker «Die Ratten» Abhilfe schaffen, der an das Motto «Wunschkinder» der vergangenen Saison anschließen kann.
Mit Robert Schuster hat Freiburg den passenden Regisseur geholt: Er will einerseits die Geschichte aus dem Elendsquartier spielen; andererseits stellt er sich der Glaub-würdigkeitskrise, in der sich ein solches geschlossenes Erzähl- und Einfühlungstheater befindet. Kann das soziokulturelle «Stadttheater der Zukunft» da wirklich weiter helfen?
Zuerst zeigt Schuster die Tragödie der kleinen Leute. Auftritt Putzfrau John, die Resolute: Sie leuchtet mit ihrer Funzel über den düsteren Dachboden und knöpft mit Hauptmann- schem Kunstberlinerisch dem polnischen Dienstmädchen Piperkarcka das Ungeborene ab, das sie selbst gern zur Welt gebracht hätte. Wenn der ehemalige ...
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Theater heute Dezember 2011
Rubrik: CHRONIK, Seite 47
von Barbara Behrendt
Stellen Sie sich vor, das Theater und die Erde wären kleine Punkte auf einem Luftballon in der Hand einer quietschfrechen Göre. Ballon platzt, Mädchen kreischt – der Weltuntergang wäre eine göttliche Wonne. Mit dieser Pointe beginnt die Regieassistentin Antje Schupp den «Großen Marsch». Das ist bemerkenswert frisch. Erstens, weil der im Schwarzwald aufgewachsene...
Seinen Segen hatte Staffan Valdemar Holm schon gespendet, bevor er selbst die höheren Weihen empfangen konnte. Auf einem Video sieht man den 1958 geborenen Holm, der zuvor Intendant in Malmö und am Stockholmer Dramaten war, als Pfarrer, der die Beerdigung von «Michel Houellebecq» geistlich begleitet, wie es Michel Houellebecq für sein literarisches Alter Ego in...
Malerisch prangt der Mond über der hohen Steinmauer, die am Ende der Bühne jeglichen Ausweg zu verweigern scheint. Blaues Licht taucht den Raum in Melancholie. In einer Ecke verheißt eine pinke Leuchtschrift «Illyrien» und erinnert mit Flügel und Pianist an eine Bar. Eine verwaiste Badewanne trägt die Aufschrift «No Veritas», tote Gleise führen ins Nichts (Bühne:...