Enthemmte Schreckgespenster
Der Feldforscher Alfred Loth, den Matthias Redlhammer redlich spielt, weder im positiven noch im negativen Sinn besonders überschwänglich – dieser also ziemlich langweilige Loth trifft im Partyzelt, wo man Champagner und Austern meist im Stehen verzehrt und Abfälle auf den Boden kippt, auf eine bunt gemischte, kaputte Truppe: Da wäre der Ingenieur Hoffmann, Schwiegersohn des Hausherrn, den Dietmar Bär als leicht ins Humane gewendetes, sozusagen gentrifiziertes Exemplar eines Schlampigkeits-Monsters präsentiert.
Dann der verkommene Hausherr selbst, über den mehr geredet wird, als dass er selbst in Erscheinung träte: Claus D. Clausnitzer (die Tatorte Köln und Münster sind bekanntlich Quotenkönige); ein beleidigter Diener im Smoking, der zu einem Belle-Epoque-Stück unbedingt dazugehört (Roland Riebeling); eine böse Stiefmutter mit naturgemäß langen roten Haaren (Katharina Linder); ein steifbeiniger Lakai mit wenig Text als Vertreter der Arbeiterklasse (Bernd Rademacher); noch ein paar andere; und schließlich Xenia Snagowski, die sich der Rolle der verzweifelten Helene Krause annimmt und in doppelter Hinsicht auf verlorenem Posten steht: als Schauspielerin wie als Figur. Die Krause ...
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Theater heute August/September 2012
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Martin Krumbholz
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