Eine Frage des Taktes
Was eigentlich ist geschehen in diesem Sommer 2015? Und was geschieht seitdem? Die Welt rückt uns, die wir so geschützt im Herzen Europas liegen, näher. Die katastrophalen Zustände in Syrien, im Kongo, im Kosovo oder an vielen anderen Stellen der Welt führen dazu, dass Menschen ihre Heimat hinter sich lassen und zu uns kommen. Die Welt klopft persönlich bei uns an.
Diese Menschen haben unterschiedliche, zum Teil erstaunliche Dinge ausgelöst. Der Sommer 2015 stand im Licht eines freundlichen, so nicht zu erwartenden Willkommens.
Auch wenn es nicht alle wahrhaben wollen, es gibt diese vorbehaltlose Aufnahmebereitschaft bis heute. Es gibt auch Pegida, und vermutlich hat der Münchner Soziologe Armin Nassehi Recht, wenn er es als Komplementärreaktion mit den Anschlägen auf Flüchtlingsheime in Zusammenhang bringt. Trotzdem war und ist diese zivile, helfende, pragmatische Aufnahmebereitschaft zunächst einfach sehr schön.
Die Kanzlerin hat sich als eine Politikerin gezeigt, die sich hinter ausgeprägtem Machtinstinkt und scheinbarer Dickhäutigkeit auch eine ungebrochene Humanität und erstaunliches Gespür für den richtigen Moment erhalten hat. Ein paar Wochen später hätte der berühmte Satz ...
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Theater heute Dezember 2015
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Peter Michalzik
Naomi und East haben schon länger über Nachwuchs nachgedacht. Doch der Säugling, der vor ihrer Tür abgestellt wurde, ist eine ziemliche Herausforderung. Noch keine Stunde alt, bittet er seine Wahleltern, ihn Christopher zu nennen, Augenblicke später befindet er sich mit unbändigem Wissensdurst in der Pubertät, schreibt Gedichte und löst mathematische Gleichungen....
Eines mehr oder eher weniger inspirationsarmen Arbeitsabends googelt die Ich-Erzählerin in Monique Schwitters Roman «Eins im Andern» ihre Jugendliebe. Die Trefferliste provoziert einen existenziellen Schock: Der Junge namens Petrus, mit dem die notorische Pumps-Trägerin zwanzig Jahre zuvor in geborgten Seehundstiefeln tiefwinterliche Silvesterlandschaften...
Zu Beginn der 1950er Jahre hatte der Zweite Weltkrieg Migrationswellen aus Osteuropa und der UdSSR in Richtung Deutschland gespült. Sie waren im gerade erwachenden Wirtschaftswunderland alles andere als gerne gesehen. Wer Flüchtling war, wurde ausgegrenzt. In einer immer schon migrantisch geprägten Weltmetropole wie New York hätte das, als zur gleichen Zeit durch...