Drama on the rocks

Marstheater über der Schneegrenze: Hubert Lepka macht einen Tiroler Gletscher zur Bühne

So ein Theater sucht auf der Welt seinesgleichen. Die Bühne befindet sich auf 2.700 Metern Seehöhe, die Zuschauer schützen sich mit dicken Anoraks vor der kalten Bergluft, und die Kulissen sind Dreitausender: Auf dem Rettenbachgletscher über Sölden im Tiroler Ötztal inszeniert der Salzburger Choreograf Hubert Lepka seit fünf Jahren hochalpine Theaterspektakel. 2001 hatte hier «Hannibal» Premiere, eine zeitgenössische Rekonstruktion der legendären Alpenüberquerung, mit der der Karthager Hannibal in den punischen Kriegen die Römer überraschte.

Zur Bespielung der pittoresken Gletscherlandschaft kam so ziemlich alles zum Einsatz, was sich auf diesem schwierigen Terrain überhaupt noch bewegen kann: Motorschlitten und Eisspeedwaymaschinen ratterten über die Piste, Skifahrer wedelten den Hang herunter, Bergführer entzündeten auf den Gipfeln Leuchtfeuer, Flugzeuge und Hubschrauber umkreisten die Szene. Die Elefanten, die seinerzeit mit Hannibal über die Alpen gestapft waren, wurden sehr überzeugend von Pistenraupen dargestellt. 

 

Science Fiction in Echtzeit

Nach vier erfolgreichen Jahren – zuletzt waren fast 9.000 Besucher auf den Berg gekommen, um «Hannibal» zu sehen – hatte heuer eine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Wolfgang Kralicek

Vergriffen
Weitere Beiträge
Nachbeben

Inmitten der Bühne schwebt eine Leinwand. Gesichtslose Knetmännchen führen hier einen grotesken Tanz zu elektronischen Klängen auf, in dessen Verlauf sie sich mit Nadeln erstechen. Dann erschüttert ein Erdbeben das aus weißen Spanplatten und Gerüststangen zusammengeschraubte, sich über zwei Ebenen erstreckende Bühnenprovisorium, Tassen in einem videoprojizierten...

Das Ende einer Ära?

Eigentlich sind Eugene O’Neill und die Wooster Group ein «match made in heaven», wie man im Amerikanischen sagt: Sie sind wie geschaffen für einander. O’Neill, Amerikas nobelpreisprämierte Antwort auf Ibsen und Strindberg, führte in den zwanziger Jahren die seriöse Theaterkunst auf den Broadway-Bühnen ein – und verlieh ihr mehr Glamour, als die dort sonst übliche...

Niemand will wissen, wo Süden ist

Franz Wille «Heuschrecken», Ihr neuestes Stück, kann man als Fortsetzung der «Belgrader Trilogie» und «Familiengeschichten. Belgrad», den Serbien-Stücken von Mitte und Ende der neunziger Jahre, lesen. Seitdem ist viel geschehen. Milosevic ist tot, die EU wächst und wächst, Serbien ist ein – na, fast – demokratischer Staat. Alles hat sich bestens entwickelt? 

Biljan...