Dr. Christov und Mrs. Bakargiev

Die 13. Kasseler documenta ist keinesweg auf den Hund gekommen, auch wenn die Leiterin Vierbeiner mag. Von Till Briegleb

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Am Tag der documenta-Eröffnung für Journalisten kursierte eine Anekdote, die – selbst wenn sie nicht ganz so stimmt – alles über die zwei Gesichter der Carolyn Christov-Bakargiev aussagt. Kurz bevor die künstlerische Leiterin der 13. Ausgabe dieser Weltkunstschau in Kassel vor hunderten Journalisten ihr Konzept erläutern sollte, drohte sie angeblich damit, die Pressekonferenz abzusagen. Und warum? Weil die Seriennummern auf den weißen Containern, in denen Kassen, Imbisse und Buchläden untergebracht sind, in ihren Augen zu groß geraten waren.

Natürlich würde man so einen Schwachsinn normalerwei­se nicht glauben wollen, aber da viele der sonst von «CCB» getätigten Aussagen an ihrem gesunden Menschenverstand zweifeln ließen, war man geneigt, selbst diesem Gerücht Glauben zu schenken. Vom Wahlrecht für Hunde und den Kulturleistungen der Tomatenpflanze sprach sie in Interviews, ließ sich in Texten weidlich über «traumatisierte Kunstwerke» aus und erklär­te die totale Verwischung der Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst zu ihrem hehren Ziel.

Auf der anderen Seite zeugt die Manie der so energischen wie herrischen Kuratorin mit italie­nisch-bulgarischen Wurzeln und amerikanischer ...

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Theater heute Juli 2012
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Till Briegleb

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