Dokumentarfilm: Sad and silly
«Authentizität?» Sibylle Berg fängt sofort an, verbal zu holpern und zu stolpern. Schwieriges Wort. Schwierige Anforderung. Die sogenannte Echtheit «ist ja Quatsch. Musst dich ja ankleiden, verhalten, rüsten». Authentisch nein, ehrlich ja. Z.B., wenn sie den beiden von ihr als «Doku-Schlampen» titulierten Filmerinnen Wiltrud Baier und Sigrun Köhler (die als «Böller und Brot» ihre Filme drehen) beim barfüßigen Platznehmen auf der eleganten Bank zum Gesprächsauftakt mitteilt, sie würde «eh nur lügen».
Und das vermutlich auch tut, wenn sie etwa von ihrem allerersten Werk erzählt, ein Krimi, mit fünf Jahren, inspiriert von Edgar Allen Poe, «was sonst». Aber Wahrheit und Lüge, Nacktheit und Aufrüstung auseinander zu halten, das bleibt so aussichtslos wie reizvoll beim Anschauen des 90-Minüters.
Der kam überhaupt nur zustande, weil Böller und Brot sich bereit erklärten, ihr Zutritt zu verschaffen zu einem ihrer Traumhäuser, einem Glas-Betonkubus mit Pool von John Lautner über den Hügeln von Los Angeles, im Besitz eines skurrilen weißhaarigen Millionärs im Cowboy-Nieten-Look, der mit der scheue Fragen stellenden Deutschen («How do you clean your windows?») durch sein Prachthaus schlurft ...
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Theater heute April 2016
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Barbara Burckhardt
Aachen, Grenzlandtheater
20. O’Neill, Eines langen Tages Reise in die Nacht
R. Ulrich Wiggers
Aalen, Theater der Stadt
16. nach Goethe, Open Werther (U)
R. Jonathan Giele
Altenburg/Gera, TPT
8. nach Baricco, Seide (U)
R. Holk Freytag
30. Schiller, Die Jungfrau von Orleans
R. Christian Schmidt
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
3. nach Fassbinder, Angst essen Seele auf
R....
Europa knirscht in seinen Grundfesten. In Brüssel und an den diversen Binnen- und Außengrenzen wird immer hektischer daran gearbeitet, die inneren Fliehkräfte, die es zu zerreißen drohen, und den Ansturm der Hilfesuchenden von außen noch irgendwie zu harmonisieren. Grund genug, auch in der künstlerischen Praxis nach stabilisierenden Zwischenböden zu fahnden,...
Wenn der Regisseur Kriegenburg und der Bühnenbildner Kriegenburg auf Franz Kafka treffen, darf man auf eine kreative Kollision hoffen. Die kam jedenfalls 2008 an den Münchner Kammerspielen zustande, als Andreas Kriegenburg Kafkas «Prozess» radikal in die Vertikale setzte, ein Bühnenbild, um 90 Grad gekippt, in dem der verachtfachte Joseph K. sich durch sein...