Die unbewältigte Maria
Die «Lange Nacht der Autor_innen» ist ja nicht direkt als Veranstaltungsformat bekannt, das zuverlässig dramatische Skandale produziert. In aller Regel wartet das Finale der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin mit drei mal mehr, gern aber auch weniger spektakulären Texten in entsprechend redlichen Ur-Bebilderungen auf. Wobei die Jury – mit einem jährlich wechselnden Feuilleton-Kollegen als Oberhaupt und Sprecher – aus den 100 bis 150 Einreichungen sicher stets wacker die top three herausfiltert.
Gemessen an diesem wohltemperierten Normalzustand war in diesem Jahr richtig was los. Einer der drei zur Uraufführung ausgewählten Beiträge, Björn SC Deigners «In Stanniolpapier», entwickelte – so weit die gute Nachricht – ungeahnte Zankapfel-Qualitäten. Die schlechte, zumindest für ein dezidiertes Autorenfestival: Das Debattenpotenzial speiste sich weniger aus dem Text als vielmehr aus dessen Inszenierung, namentlich durch den Regisseur Sebastian Hartmann.
Die Jury distanziert sich
Die nämlich sei, schreibt die Jury in einem dem Programmheft beigelegten und von Bernd Noack als Sprecher unterzeichneten Statement, «vom Ursprungstext in einer Weise abgekoppelt», die sie «für ...
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Theater heute August/September 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 28
von Christine Wahl
Pläne der Redaktion
Die Ruhrtriennale geht in ihre nächste künstlerische Drei-Jahres-Phase: mit Intendantin Stefanie Carp und Regiemelanchomiker Christoph Marthaler
Das neue Stück von Clemens Setz folgt den Spuren einer verstorbenen Putzhilfe: «Die Abweichung», der Stückabdruck
Die Redaktion muss erstmal ausspannen und ist ab 27. August wieder erreichbar
Das...
Ich möchte als Einleitung ein kurzes Stück aus René Polleschs Stück «Die Liebe zum Nochniedagewesenen» zitieren, weil sie in ungewohnter Klarheit auf den Punkt bringt, worum es in seiner Arbeit geht:
M: Hast du gerade Krise gesagt?
MC: Ja, Krise.
M: Aber du meintest Katastrophe.
MC: Nein. Ich meinte Krise.
S: Aber du stolperst von einer Katastrophe in die nächste!
MC:...
2021 ist eine symbolische Jahreszahl in Stuttgart. Ursprünglich sollte dann der neue unterirdische Bahnhof in Betrieb gehen. Aber daraus wird nichts. Man wird einfach nicht rechtzeitig fertig. Fertig ist hingegen Armin Petras. Der hätte eigentlich bis 2021 in Stuttgart Kunst machen sollen. Aber auch daraus wird nichts. Stattdessen hat Petras nach fünf Spielzeiten...