Die unbewältigte Maria

Die Lange Nacht der Autoren am Deutschen Theater Berlin trumpfte ausgerechnet mit einem Regieskandal auf

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Die «Lange Nacht der Autor_innen» ist ja nicht direkt als Veranstaltungsformat bekannt, das zuverlässig dramatische Skandale produziert. In aller Regel wartet das Finale der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin mit drei mal mehr, gern aber auch weniger spektakulären Texten in entsprechend redlichen Ur-Bebilderungen auf. Wobei die Jury – mit einem jährlich wechselnden Feuilleton-Kollegen als Oberhaupt und Sprecher – aus den 100 bis 150 Einreichungen sicher stets wacker die top three herausfiltert.

 

Gemessen an diesem wohltemperierten Normalzustand war in diesem Jahr richtig was los. Einer der drei zur Uraufführung ausgewählten Beiträge, Björn SC Deigners «In Stanniolpapier», entwickelte – so weit die gute Nachricht – ungeahnte Zankapfel-Qualitäten. Die schlechte, zumindest für ein dezidiertes Autorenfes­tival: Das Debattenpotenzial speiste sich weniger aus dem Text als vielmehr aus dessen Inszenierung, namentlich durch den Regisseur Sebastian Hartmann.

Die Jury distanziert sich

Die nämlich sei, schreibt die Jury in einem dem Programmheft beigelegten und von Bernd Noack als Sprecher unterzeichneten Statement, «vom Ursprungstext in einer Weise abgekoppelt», die sie «für ...

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Theater heute August/September 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 28
von Christine Wahl

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