Die Unbestechliche
Es ist riskant, als Regisseur über Schauspieler zu schreiben, mit denen man gerne weiter arbeiten möchte. Das soll schon zu Trennungen geführt haben. Andererseits ist die Gefahr groß, dass das Geschriebene leicht austauschbar wirkt, so wie jeder noch so persönlich gemeinte Liebesbrief letztlich verwechselbar klingt. Und einem Menschen wie Jana Schulz, der sich in einer solchen schonungslosen Unbedingtheit auf der Bühne zeigt, wird man mit gängigen Beschreibungen, die einem so einfallen, nicht gerecht. Jana sprengt alle herkömmlichen Kriterien, Definitionen prallen an ihr ab.
Das Sperrige, alles, was nicht in den Koffer passt, macht Jana aus.
Auf der Bühne fängt Jana da an, wo viele andere aufhören – jenseits der konkreten Lesbarkeit. Umso mehr möchte man als Zuschauer in ihren Kopf hineinsehen. Die Tatsache, dass wir niemals wissen, was unser Gegenüber wirklich denkt oder fühlt oder durchmacht, ist eine konstante Quelle von Faszination. Die Zerrissenheit und Unbegrenztheit, die sie auf der Bühne lebt, wird von allen bewundert und geliebt – vom Publikum, von Männern und Frauen gleichermaßen, von den Kollegen, selbst von Kritikern, was bei ihrer speziellen Art von Widerspenstigkeit ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die Spieler des Jahres, Seite 96
von Karin Henkel
TH Kreativität ist mittlerweile eine generelle Forderung an jeden Zeitgenossen. Kein Mensch, kein Unternehmen, kein Produkt, das nicht kreativ und damit innovativ sein will, das nicht immer besser, perfekter, anders werden will. Dabei wird aus der schönen Selbstentfaltung von einst möglicherweise ein gar nicht so schöner Kreativzwang. Dem wollen wir nachgehen – in...
A
Jorieke Abbing
Es schneit Eiderdaunen (Landesbühne Bruchsal)
B
Sergi Belbel
In der Toskana (Staatstheater Darmstadt)
Im Abseits (Nationaltheater Weimar)
Stephen Belber
Match (Hamburger Kammerspiele)
Moira Buffini
Willkommen in Theben (Staatstheater Oldenburg)
C
Alexi Kaye Campbell
Apologia (Städtische Bühnen Münster)
Marina Carr
Phaedra rückwärts (Staatstheater...
Wenn es einen Wunsch gibt, der innerhalb der Gegenwartskultur die Grenzen des Verstehbaren sprengt, dann wäre es der, nicht kreativ sein zu wollen. Dies gilt für Individuen ebenso wie für Institutionen. Nicht kreativ sein zu können, ist eine problematische, aber eventuell zu heilende und mit geduldigem Training zu überwindende Schwäche. Aber nicht kreativ sein zu...