Die Selbstgerechten, die Übergangenen und die Verbitterten - Dresdner Rede
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
was ist los in Deutschland? Diese Frage wird heute vor allen Dingen von unseren europäischen Nachbarn gestellt.
Die Briten fragen sich: «Oh Gott, wie ist es uns bloß passiert, dass wir daran glauben konnten, dass die moderne Gesellschaft eine bloße Dienstleistungsgesellschaft mit einem fetten finanzindustriellen Komplex sein könnte? Heute stehen wir vor einer Misere und müssen zur Kenntnis nehmen, dass ein Viertel der Haushalte in Großbritannien einen kalten Winter fürchtet, weil sie nicht genau wissen, woher sie das Geld nehmen sollen, um eine warme Stube zu haben.» Die Franzosen versuchen, die staatsregulierte Automobilindustrie auf interessante Varianten zu reduzieren, die weltmarktfähig sind, sie blicken nach Deutschland und sagen: «Oh Gott, wie machen die das mit den BMWs und mit den Audis und den VWs?» Aus Italien ist zu hören: «Wir erholen uns von einer Periode, die von Silvio Berlusconi bestimmt war, und wir haben keine Ahnung, wie es weitergehen soll, denn die Hälfte aller Hochschulabgänger in Italien und aller Abgängerinnen sind ohne jede Perspektive auf nur eine annähernd statusgemäße Beschäftigung.» Selbst in den Niederlanden fragt man sich im Blick auf Deutschland: «Wie konnte es uns passieren, dass wir nach zwei politischen Morden in den Jahren 2002 und 2004 – an Pim Fortuyn und Theo van Gogh – nicht vernünftig werden konnten? Und dass es so aussah, als ob ein Rechtspopulist wie Geert Wilders zum niederländischen Ministerpräsident hätte gewählt werden können?» Und selbst die Schweden schauen mit ihrem doch so vorbildlichen Wohlfahrtsstaat auf unser Land und stellen fest: «Diese Pflegeversicherung, das ist doch eigentlich keine schlechte Sache, die die Deutschen sich ausgedacht haben.» ...
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Theater heute März 2015
Rubrik: Wer ist Pegida?, Seite 30
von Heinz Bude
Ein Tumbleweed ist einer dieser Gestrüppballen, die der Präriewind durch einsame Städte des Wilden Westens weht. In der Western-Ikonografie steht das Ding für «gottverlassene Gegend». Wenn sich auf der Besetzungsliste eines Theaterstücks ein Tumbleweed findet, ist das also eine recht eindeutige Botschaft. Juliane Stadelmanns Stück «Noch ein Lied vom Tod» spielt...
Paris kehrt zur Normalität zurück, mit Narben. Das Gedenken an die Attentate vom Januar bleibt sichtbar, etwa an der Place de la République: Da ist das Monument der Republik in der Platzmitte, mit der allegorischen Figur der Marianne, Symbol der Freiheit Frankreichs, übersät mit Blumensträußen. Kerzenlichter stehen da, Plakate und Flugblätter. Toute la république...
Schiller auf seinem Denkmalsockel in Weimar blickt eindeutig nach links (Goethe daneben schaut etwas unentschlossen geradeaus). Hinter den beiden an der Fassade des Nationaltheaters hängt ein riesiges Plakat mit einem durchgestrichenen Abbiegerpfeil: «Gegen Rechts». So weit politisch alles klar in der Klassiker-Stadt?
Zwei Tage in Weimar, einer davon der 70....