Die Sehnsucht im Mauszeiger
Eine Schnapsidee war es nicht. Aber Weißweinschorle war im Spiel am Abend der Initialzündung, räumt Cosmea Spelleken ein. «Im ersten Lockdown saß ich mal mit einer befreundeten Schauspielerin zusammen, und wir waren uns einig: Wenn wir noch einmal online zusehen, wie Schauspieler vor ihrer Laptop-Kamera Märchen vorlesen, dann schreien wir.» Ja, klar, die Bühnen hatten den Schock der Schließungen zu verdauen. Trotzdem: «Wenn man online geht, kann man sich doch auch überlegen, welcher Stoff dazu passt.
»
Mit dem richtigen Stoff waren Spelleken und ihr Team dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Gut, man mag diskutieren, ob das Internet ein Ort ist. Aber als im November 2020 alle Theater unter dem Schock eines zweiten Lockdowns standen, ging die Premiere von «werther.live» über eine virtuelle Bühne, die sich das Potenzial der Online-Kommunikation schlüssig zunutze macht: Da plaudert Werther (Jonny Hoff) im Videochat mit seinem in Paris studierenden Kumpel Wilhelm (Florian Gertels), der Links zu den Instagram-Profilen seiner jüngsten Eroberungen schickt. Und Lotte (Klara Wördemann) kommt über eine eBay-Kleinanzeige ins Spiel: Sie bietet ein Buch über Waffen aus dem 19. Jahrhundert ...
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Theater heute Jahrbuch 2021
Rubrik: Höhepunkte des Jahres, Seite 120
von Andreas Jüttner
Ich gestehe: Ich habe auch gekocht beim Streaming-Gucken. Zumindest bei meinen eigenen Inszenierungen, wenn ich an den Abenden nicht im Theater war, sondern zu Hause. Dann haben meine Frau und ich den Laptop schon mal in der Küche aufgestellt. Seien wir ehrlich: Eine gestreamte Vorstellung verführt dazu, dass man zwar «reinschaut», aber nicht richtig hinschaut....
Geschichte ist Gegenwart. Am Beginn von Arthur Schnitzlers «Professor Bernhardi» situiert die Angabe «Wien um 1900» die Komödie in der Regierungszeit des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger (sprich Lu:eger), von dem Adolf Hitler nach eigenen Angaben lernte, den Antisemitismus als politisches Kampfmittel einzusetzen. Als «Professor Bernhardi» 1912 in Berlin zur...
Wenn Ausflugsschiffe fahren, fahren sie hier vorbei: Pirna, Sächsische Schweiz. Und hoch oben über der Elbe, auf den Sandstein gesetzt wie eine Kleckerburg, der Sonnenstein. Hier glänzt das sanierte Sachsen, Schaufelraddampfer im Mississippi-Style, Dixieland-Musik und Radeberger an Bord, und dann die Landschaft: «Herrlisch!»
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