Die Partei hat immer Recht
Du bist ein ganz blöder SED-Otto», lästerte in nordischer Klarsicht der Hamburger «Volksschauspieler» Hans Albers über den politisch ständig benebelten, mit roten Fahnen wedelnden Kollegen «Volksschauspieler» Ernst Busch. Der stammt zwar gleichfalls aus dem kühlen Norden, aus Kiel, doch im Politischen gebrach es ihm trotz Verfolgung aus dem eigenen Lager an Klarsicht. Zwei saftige, von
der Menge verehrte Volksschauspieler, und dennoch ganz gegensätzlich.
– Übrigens, es war Bertolt Brecht, der beiden in tiefer Zuneigung den ehrenwerten «Volks»-Titel zugestand; sein höchstes zu vergebendes Lob.
Antifa-Rhapsode und APO-Ikone
Albers’ sarkastischer Vorwurf, Busch mache sich zum SED-Otto, passt auch auf Brecht: Der Herbeischreiber des Kommunismus, dessen Aufflackern immer wieder von totalitären Großmachtkommunisten erstickt wurde, steckte als «Genosse ohne Parteibuch» ebenfalls in der roten Falle. Wie Busch, der Herbeisänger der Weltrevolution und Barde des Proletariats. Und beide, Brecht wie Busch, beschwiegen aus Staatsraison, aus geradezu neurotischer Nibelungentreue zur Übermutter Kommunistische Partei (in der DDR SED) das Verbrecherische aller Ausflüsse des ...
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