«Die Natur kennt keine Katastrophen»
«Baut einen Weg», animiert der Schauspieler Maximilian Reichert die sechs Kinder, die im Zürcher Schauspielhaus einen imaginären Abgrund überwinden. Sie müssen den Teddy Alf retten. Über Stühle und Tische geht die waghalsige Menschenkette, mit rotem Tourenseil und Einkaufswagen. «Ihr müsst aufeinander aufpassen!» Und sie schaffen es, gemeinsam. Wie eine kleine heitere Utopie am Rande mutet die kurze Szene an, die die skeptische Grundstimmung des Abends konterkariert. Ein zuversichtlicher Break: Im Miteinander liegt die Lösung.
Solidarität: Sie entpuppt sich als so etwas wie das «Magic Word» in dieser ersten Spielzeit von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg am Schauspielhaus. Die die Doppel-Intendanten ja eben nicht allein bestreiten, sondern im Team mit sieben weiteren leitenden Künstler*innen. Immer mal taucht der Begriff in den bisher vorliegenden Arbeiten auf, immer an zentraler Stelle. In Christopher Rüpings Steinbeck-Inszenierung «Früchte des Zorns» geht es um nichts anderes. Aber auch aus Stemanns Ayn-Rand-Musical «Der Streik» schreit die Idee geradezu heraus, wenn auch mit umgekehrtem Vorzeichen, wenn die klassenkämpfenden Kapitalisten Brecht/Eislers einschlägiges Lied ...
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Theater heute März 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Andreas Klaeui
Man ist auf der Suche nach der nächsten großen Geschichte: «Der Rest der Welt geht vielleicht zum Teufel, aber die Geschichten sind besser denn je. Und wir haben die Möglichkeit, etwas völlig Neues zu schaffen … Wir können die Welt verändern.» Mit diesem hingerotzten Hype empfängt der erfolgsverwöhnte Medienguru Sandy sechs Projektautoren an einem gigantischen...
Nein, der Garten Eden sieht anders aus. Dieser hier ist eingefasst von einer hohen Metallwand, hinter der sich noch ein meterhoher Metallzaun wölbt – ein Gated Garden in einer unzweifelhaft Gated Community. Das Sicherheitssystem hat trotzdem Lücken: Ständig schleichen Störfaktoren herein, ungeladene Gäste. Ein reichlich abgerockter Nachbar zum Beispiel, der um...
Vergangenen Oktober, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der friedlichen Revolution, erzählte Alexander Weigel noch einmal, wie es zur legendären «Hamlet/Maschine» von Heiner Müller im Deutschen Theater kam, die er als Dramaturg begleitet hatte. Wie die im Januar 1988 herausgekommene Inszenierung «Der Lohndrücker» zwar das «Publikum einigermaßen frappiert» hatte...