Die Kantine als demokratischer Ort
Die postdramatischen Aufführungen von Claudia Bosse und ihrem Theatercombinat Wien sind stets eine Reise wert. Sie finden «site-specific» an Orten statt, die man sonst nie im Leben kennen lernen würde: in leer stehenden Bürogebäuden, in Straßenbahnremisen oder Fabrikhallen.
Für das neue Projekt «designed desires» bat sie in die Kantine des ehemaligen Zollamtsgebäudes im dritten Bezirk. Letzteres ist ein riesiger 70er-Jahre-Kasten am Donaukanal; die Kantine, ein kleinerer 70er-Jahre-Kasten, steht gleich daneben.
Der erste Eindruck ist ziemlich überwältigend: Durch die Glasfronten des leergeräumten Gebäudes eröffnet sich dem Besucher ein sehr urbaner Ausblick auf die Flughafenautobahn.
Nach «vampires of the 21st century» (siehe TH 2/11) und «dominant powers» ist «designed desires» der dritte Teil der Theatercombinat-Serie «politische hybride». Politisch daran ist, so steht’s im Programmheft, vor allem eine Präsentationsform, «die die unterschiedlichen Medien nicht einfach als zeitgenössische Ausdrucks- und Distributionsmittel ausbeutet, sondern in und mit der Materialität jedes Mediums (Stimme, Körper, Sprache, Klang, Raum) denkt, arbeitet und komponiert».
Weil für das ...
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Theater heute Februar 2013
Rubrik: Chronik: Wien, Seite 61
von Wolfgang Kralicek
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