Die anderen Seiten der Flucht
Manche Deutsche haben einen eigenartigen Humor, der sehr ironisch sein kann», warnt das kleine, blaue Buch, aus dem der Schauspieler Khalifa Natour vorliest. «Im Zweifelsfall lieber nachfragen, wie etwas gemeint ist. Andere wirken so, als hätten sie überhaupt keinen Humor.»
Was im Studio der Schaubühne am Lehniner Platz große Erheiterung beim Publikum auslöst, ist keine satirische Überspitzung der deutschen Mentalität aus fremder Perspektive.
Die israelisch-palästinensische Werkstattpräsentation «ManmaRo Project» konfrontiert das (deutsche) Publikum mit seinem Selbstbild – genauer gesagt, mit einem neuen literarischen Genre, das seit Herbst letzten Jahres boomt und in Leitlinienform auftritt: die Neue Deutsche Selbstbeschreibung.
«Deutschland. Erste Informationen für Flüchtlinge» heißt dieses von der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebene Regelwerk, das die politische Leitkultur-Debatte faktisch auf den publizistischen Ratgebermarkt verlegt (für Flüchtlinge mit iOS und Android auch als kostenfreie App erhältlich); schon eine oberflächliche Recherche im Internet offenbart die Vielfalt an Crashkursen in die bundesrepublikanische Wirklichkeit: Neben politischen Stiftungen ...
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Theater heute Juni 2016
Rubrik: Festivals, Seite 42
von Anja Quickert
Bis heute, ein Dutzend Jahre nach dem finalen Ende, macht es in Frankfurt einen Unterschied, ob man die Tage des TAT miterlebt hat oder nicht. Dieses Theater hat das Bewusstsein der Interessierten dieser Stadt tiefgreifend und nachhaltig geprägt, verändert, beeinflusst, ihr Kunstverständnis, ihre institutionelle Kompetenz, ihre Unabhängigkeit. Heiner Goebbels...
In wenigen Branchen wird so intensiv nach jungen Talenten gefahndet wie in der dramatischen Literatur. Unentdeckt zu bleiben, wenn man etwas zu sagen hat, ist heutzutage kaum noch eine Gefahr. Was allerdings keine Garantie für anhaltende Bühnenpräsenz bedeutet, denn in den Spielplänen müssen die neuen Stücke mit Romanadaptionen und Projektentwicklungen...
Bern ist die Hauptstadt der Schweiz, Graz nur die der Steiermark. Von Bern nach Graz zu wechseln, das klingt also nach Abstieg. Ist es nicht, widerspricht Iris Laufenberg, die Anfang der Spielzeit vom Konzert Theater Bern ans Schauspielhaus Graz gewechselt ist. Erstens habe Graz doppelt so viele Einwohner (280.000), und zweitens sei sie hier Intendantin und nicht,...