Die anderen Seiten der Flucht

Theater aus dem Nahen und Mittleren Osten beim FIND-Festival an der Berliner Schaubühne

Manche Deutsche haben einen eigenartigen Humor, der sehr ironisch sein kann», warnt das kleine, blaue Buch, aus dem der Schauspieler Khalifa Natour vorliest. «Im Zweifelsfall lieber nachfragen, wie etwas gemeint ist. Andere wirken so, als hätten sie überhaupt keinen Humor.»

Was im Studio der Schaubühne am Lehniner Platz große Erheiterung beim Publikum auslöst, ist keine satirische Überspitzung der deutschen Mentalität aus fremder Perspektive.

Die israelisch-palästinensische Werkstattpräsentation «ManmaRo Project» konfrontiert das (deutsche) Publikum mit seinem Selbstbild – genauer gesagt, mit einem neuen literarischen Genre, das seit Herbst letzten Jahres boomt und in Leitlinienform auftritt: die Neue Deutsche Selbstbeschreibung. 

 

«Deutschland. Erste Informationen für Flüchtlinge» heißt dieses von der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebene Regelwerk, das die politische Leitkultur-Debatte faktisch auf den publizistischen Ratgebermarkt verlegt (für Flüchtlinge mit iOS und Android auch als kostenfreie App erhältlich); schon eine oberflächliche Recherche im Internet offenbart die Vielfalt an Crashkursen in die bundesrepublikanische Wirklichkeit: Neben politischen Stiftungen ...

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Theater heute Juni 2016
Rubrik: Festivals, Seite 42
von Anja Quickert

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