Der ungenießbare Krieg

Kirill Serebrennikovs Kriegsinszenierung «Der Wij» am Hamburger Thalia in der Gaußstraße und Leonie Böhms «Johanna»-Zerteilung am Deutschen Schauspielhaus

Theater heute - Logo

Kirill Serebrennikovs Hamburger In - szenierung «Der Wij» ist nach der Erzählung des in der Ukraine geborenen Schriftstellers Nikolai Gogol benannt; gleichwohl speisen viele aktuelle Quellen des russischen Kriegs in der Ukraine die Textfassung, die der russische Regisseur gemeinsam mit dem ukrainischen Autor Bohdan Pankrukhin geschrieben hat. Ensemble und Regie-Team setzen sich aus russischen, ukrainischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, praktizieren also etwas, was derzeit fast nirgends möglich ist.

Also alles richtig gemacht? 

Der ehemalige Leiter des Gogol-Zentrums und wahrscheinlich prominenteste russische Regisseur im Ausland, der wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Mittel zwei Jahre in Moskau unter Hausarrest stand, bevor im März 2022 die Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen wurden, lebt seither im Hamburger Exil und hat im Thalia Theater eine Institution gefunden, die ihm gerne ihre Bühnen zur Verfügung stellt. Doch Serebrennikovs Status als «dissidenter» Russe ist, zumal unter Ukrainer: -innen, umstritten. Kann er mit seiner Kunst etwas beitragen im durch den russischen Angriffskrieg mutwillig zerstörten, russisch-ukrainischen Verhältnis – und geht ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 10
von Eva Behrendt

Weitere Beiträge
Vorgerechnete Sprengkraft

Ein Berg aus Verlängerungskabeln in Schwarz, Grau und Gelb auf der Bühne macht umgehend deutlich, worum es hier geht: um Energie. Allerdings nicht um den medial höchst präsenten, tatsächlichen und möglichen Mangel in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, sondern im Gegenteil um einen zerstörerischen Überschuss an Energie in Form von Atomwaffen. Chris...

Premieren im Februar 2023

AALEN, THEATER 
28. Zeh, Corpus delicti 
R. Tina Brüggemann

ANNABERG-BUCHHOLZ, EDUARD-VON-WINTERSTEIN-THEATER 
4. Schiller, Kabale und Liebe 
R. Jan Holtappels

ANSBACH, THEATER 
11. Brecht und Weill, Die Dreigroschenoper 
R. Axel Krauße

BADEN-BADEN, THEATER 
10. Kafka, Der Verschollene 
R. Birga Ipsen 
17. Hierzegger, Die Notlüge 
R. Jenke Nordalm

BAUTZEN,...

Ohne Frauen ist kein Staat zu machen

Die Seele ist verletzbar. Das habe ich erfahren», gesteht die Schauspielerin dem Publikum, das über die Raumbühne verteilt auf Stühlen sitzt. «Stellen Sie sich vor, Sie haben keine einzige Schublade, in die Sie Ihre Notizen legen können. Jeder Raum ist vom Geheimdienst vermessen, jedes Wort kann mitgeschnitten werden. Jede intime Handlung wird belauscht.» 

Im...