Der Kommissar geht um

René Pollesch «Fantasma» und Claudius Lünstedt «Krieger im Gelee»

Wie jede gute Serie funktioniert auch René Polleschs Diskurstheater-Endlos-Soap nach strengen Regeln. Anstelle eines Plots gibt es eine These, die der Autor/Regisseur aus Schriften seiner aktuellen Lieblingstheoretiker ableitet. Und das triviale Setting, in dem diese These präsentiert wird, ist bekannt aus Film und Fernsehen.

«Fantasma» heißt die neue Folge.

Es ist Polleschs vierte Burgtheaterproduktion, die Besetzung – die Stargäste Sophie Rois und Martin Wuttke sowie Sachiko Hara, Daniel Jesch, Hermann Scheidleder und Stefan Wieland – ist beinahe identisch mit jener seiner letzten Wiener Arbeit «Das purpurne Muttermal» (2006). Die Musik kommt aus dem «Aktuellen Sportstudio» des ZDF, die Filmzitate stammen diesmal aus dem Lubitsch-Stummfilm «Madame Dubarry» und der Hollywoodkomödie «Die nackte Kanone 2 1/2»; auf der Leseliste standen Giorgio Agamben, Boris Groys, Donna Haraway und Slavoj Zizek.

Sophie Rois hat das erste Wort: «Wir sind im falschen Bühnenbild!» Ein Satz, der am Beginn von jedem Pollesch-Stück stehen könnte. In diesem Theater agieren die Schauspieler prinzipiell so, als wären sie im falschen Film. Diesmal allerdings scheint die Überraschung berechtigt: Bert Neumann ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2009
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Wolfgang Kralicek

Vergriffen
Weitere Beiträge
Zum Tod von Harold Pinter

Als Harold Pinter im Dezember 2005 den Nobelpreis erhielt, war er keiner der üblichen Verdächtigen, eher ein klassischer Verlegenheitskandidat: Die Ehrung kam mindestens 25 Jahre zu spät, aber sie traf einen, der immer noch bekannt genug war, um allgemein akzeptiert zu werden. Fast wäre sie für alle Zeit zu spät gekommen: Schon damals war Pinter so krank, dass er...

Die singenden Seen

Eines Tages begann mitten im Lande ein kleiner Tümpel zu singen. Alle Menschen in seiner Umgebung wurden von seinen wohl­tuend alles lähmenden, einhüllenden Klängen angelockt, versammelten sich um ihn herum und starrten ins singende Wasser hinein, sie wurden von den Tönen, die aus dem Teich sich erhoben, gefangen­gehalten. Vom Wind wurde die Musik des Tümpels...

Es juckt

Ist ins Mainzer Staatstheater die Berliner Schaubühne eingezogen? Das blendend weiße Designer-Wohnzimmer mit Essecke, Couch und riesigem Flachbildschirm könnte gut und gerne Jan Pappelbaum für Thomas Ostermeiers nächsten Ibsen aufstellen. Hier aber hat Susanne Maier-Staufen die Leisten verlegt, und Matthias Fontheim, der Hausherr, inszeniert selbst. Er hat sich...