Der Geist von Wilmersdorf
Der Kassandra-Spruch war noch im April gefallen. Hortensia Völckers, die Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, hatte ihn auf der Pressekonferenz zum Berliner Theatertreffen auf die Frage nach der (nicht zuletzt finanziellen) Zukunft des Festivals verkündet: «Der Faden ist gerissen.» Wer noch rätselte, ob die Verbindung zwischen Theater und Gesellschaft im Allgemeinen oder dem Theatertreffen und seinem Publikum im Besonderen gemeint war, für den wurden schon wenige Tage später Faden wie Riss erschreckend greifbar.
Da war zum einen die Verleihung des Joana-Maria-Gorvin-Preises an die Schauspielerin Jutta Lampe. Ein willkommener Anlass für ihre Lebens- und Arbeitsgefährten, nicht nur wie Peter Stein Einblicke in eine gesunde chauvinistische Geisteshaltung (vgl. auch das herrlich aufschlussreiche Interview in TH 5.10) zu gewähren, sondern wie Botho Strauß mit ein, zwei Unterstellungen das Theater der Gegenwart vom Tisch zu wischen: «Es lebt von wechselnden Moden, nicht von Geschichte mit Vorlauf und Folgen, jede seiner Perioden bleibt folgenlos. Es verleugnet sich zugunsten der Reportage, der Installation, der billigen Kunstmarktkopie, des Entertainments, des ...
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Seine seiner ersten Amtshandlungen, erzählt Peter Carp, sei es gewesen, eine großformatige Fotografie an die Außenwand des Theaters am Will-Quadflieg-Platz zu hängen. Nicht Quadflieg, den Oberhausener Mimen, zeigt das Foto: Nein, da sitzen zwei alte Sizilianerinnen auf ihren Klappstühlen mitten auf der Gasse. Die Plakatwand vermittelt nicht nur süditalienisches...
Fernsehen
Freitag, 2.
9.45, Theaterkanal: Aufenthalt im Paradies – Beobachtungen am Meininger Theater – eine Reportage von Andreas Witter und Andrea Flörke
Samstag, 3.
19.40, Theaterkanal: Riesenbutzbach. Eine Dauerkolonie – ein Projekt von Christoph Marthaler und Anna Viebrock, mit Silvia Fenz, Olivia Grigolli, Christoph Homberger, Ueli Jäggi, Barbara Nüsse, Bettina...
War er einer jener «normalen» Kollaborateure, die in den Vernichtungslagern der Nazis ihre eigene Haut retteten, indem sie Juden in Gaskammern trieben, oder gehörte er zu den Schergen, die während ihrer «Arbeit» sadistische Lust entwickelten? Darum geht es, seit Anfang der 1980er Jahre Überlebende des KZ Treblinka in John Demjanjuk jenen berüchtigten Wärter erkannt...