Das letzte Vorwort
Schade, wäre schön gewesen. Die drei Millionen Zuschauer mehr, die die gerade veröffentlichte, inzwischen 50. Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins zum Ende der Spielzeit 2014/15 ausweist, sind keine drei Millionen mehr. Sondern nur ein Sondereffekt, weil eins der großen Musicalunternehmen, die sich sonst nicht so gerne in ihre wirtschaftlichen Karten schauen lassen, zum ersten Mal seine Zahlen gemeldet hat.
So bleibt erstmal alles weitgehend beim Alten des Vorjahrs, was eine gute und eine schlechte Nachricht ist.
Die gute: keine Einbrüche bei Personal, Zuweisungen oder Produktionszahlen der Öffentlichen Bühnen in Deutschland, keine Theaterschließungen, keine weiteren Grausamkeiten. Die schlechte: Entwicklungen der letzten 25 Jahre, die die künstlerische Arbeit an diesen Bühnen schwer unter Druck gesetzt haben, scheinen inzwischen unverrückbar verfestigt.
Zur Erinnerung: In der Saison 1991/92, als zum ersten Mal die Theater der alten Bundesrepublik und der neuen Länder gemeinsam dargestellt wurden, gab es an diesen Häusern 45.076 ständig beschäftige Mitarbeiter, heute sind es noch 39.399. Damals gab es 3.097 feste Ensembleschauspieler, heute sind es noch 1.980. Von einst ...
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Theater heute Oktober 2016
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Franz Wille
«ALL I SEE» – alles, was ich sehe – steht auf dem Szenenvorhang. Zum Auftakt fangen die Buchstaben nervös zu blinken an. Was sehe ich, was kann ich erkennen, werde ich als der erkannt, der ich bin? Im Verlauf seiner sehr freien «Iphigenie»-Adaption auf der Kammerspielbühne des Frankfurter Schauspiels lässt Ersan Mondtag ein paar Mal den Zusammenhang von Erkenntnis...
Nach einer guten Stunde ging plötzlich das Saallicht an. Ein Techniker trat bei der Berliner «Empire»-Premiere in der Schaubühne auf die Bühne, erklärte, dass sich der Lichtcomputer irgendwie verschluckt habe und jetzt ein Back-up der Stimmungen einlesen müsse, was zwei, drei Minuten dauern werde, und verschwand. Die Schauspieler nahmen’s gelassen, das Publikum...
Als Katherine Anne Porters Roman «Das Narrenschiff» 1962 erschien, wurde er in den USA als Jahrhundertwerk bejubelt und bald auf Platz 1 der Bestsellerliste geführt. In Deutschland hingegen wurde der Erfolg des Buchs schmallippig aufgenommen; Kritiker warfen der texanischen Autorin (1890–1980) antideutsche Ressentiments vor. Tatsächlich werden die meisten Deutschen...